Folge 87 – Das Szenarium

***

Hier also,

was in der verlorenen

Hallo-Spencer-Folge 87

hätte geschehen sollen

***

Zu Lesen in Peter Podehls Szenarium.
Für uns alle abgeschrieben von Jannik Graf

Kleine Lesehilfe:
Szenarium = Arbeitspapier, Vorstufe des Drehbuchs
Take = einzelne zu drehende Szene

enter(n) = Auftritt;
exit, exeunt = Abgang;
off = nicht im Bild
(aber zu hören)

In der Fassung des Szenariums vom 28.1.86 schreibt Peter Podehl:

Die Folge spielt im Herbst: viele Laubhaufen.

Take 1: Studio
Da ist er wieder — unser guter alter Spencer: „Leute, es herbstelt mal wieder. Und die Mode — natürlich nur bei den Damen…“ Elvis und Spencer wundern sich, wieso die Herren immer wieder dasselbe anziehen. Aber bei den Zwillingen ist die Herbstmode in vollem Gange, die haben’s gut, da kann einer dem anderen helfen.
Elvis korrigiert: „Eine der anderen.“
Spencer: „Hab ich doch gesagt!“
Elvis: „Nein, du hast gesagt: einer dem anderen. Als ob die Zwillinge Männer wären!“
Spencer: „Aber Elvis!, dass Mona und Lisa keine Männer sind, das weiß man doch. Und wenn man’s nicht weiß, dann sieht man’s spätestens jetzt gleich!“

Take 2: Hausboot (offen)
Die Zwillinge sitzen an ihren Nähmaschinen und rattern Blusennähte.
Mona schwärmt: „Die schicksten Herbstblusen, die es jemals gegeben hat!…“
Lisa stimmt ein: „Ja. Und links nähen wir noch eine Appli — also sowas drauf!“
Aber Mona versteht nicht: „Wo willst du’n Appel raufnähen?“
Lisa: „Doch keinen Appel! So eine Verzierung. Wie heißt denn das? Appli-nation.“
Mona: „Au ja! Und zwar ein Herbstblatt, so knallrot.“
Lisa: „Au ja! Und beide dasselbe Blatt.“
Mona weiß das besser: „Zweimal dasselbe gibt’s nicht; du meinst, zweimal das gleiche.“
Lisa: „Ja, und beide Male oben links.“
Mona: „Ja. Ob das schwer zu finden ist?: zweimal die gleichen Blätter?“
Lisa: „Bei den vielen Blättern draußen glaube ich nicht. Komm, wir suchen die sofort.“
Mona: „Dann werden wir ja nie fertig. Wir lassen die suchen.“
Lisa geht raus: „Au ja, von Kasi!“
Mona folgt: „Genau, dem Hilfsbereiten!“ Sie nehmen die Blusen mit.

Take 3: Studio
Spencer: „Leute, da werden die Damen nicht viel Glück haben. Nicht, als ob Kasi nicht nach wie vor der Hilfsbereiteste im ganzen Dorfe wäre, aber er ist nicht zu Hause. Die Zwillinge müssen ein bisschen warten, und wir hören Kasi zu. Ja, der ist nämlich bei den Quietschbeus, singt mit bei ihrem SOS-Hilfe-Song!“

Take 4: Show-Deko
Die Quietschbeus singen über erste, zweite, dritte, vierte, große, kleine, schnelle Hilfe, Hilfe, Hilfe. Kasi als der Hilfe-Protagonist und -Fachmann hat im Refrain ein paar ‚fachmännische’ Zeilen zu singen.
Die Quietschbeus finden, dass der Hilfsbereite ihnen nun kräftig helfen könnte, alles aufzuräumen: dem Lied die Taten folgen lassen. Aber so leicht ist Kasi nicht zu haben: Er muss den Maroni-Grill putzen, der wurde gestern gebraucht und wird morgen gebraucht, — muss also heute geputzt werden. „Mit eurer kleinen Unordnung hier werdet ihr ja wohl selbst fertig“, meint abgehender Kasi.

Take 5: Baumhaus bis Pilzhaus
Da warten die Zwillinge mit ihren Blusen vor dem Baumhaus.
„Verstehst du das?“ fragt Lisa.
Mona: „Nö. Sonst ist er immer so hilfsbereit — und heute ist er gar nicht zu Hause.“
Lisa: „Wenn er nicht bald kommt, werden wir nie fertig. Ich muss noch jede Menge Fäden verstechen.
Mona: „Ich auch.“
Enter Kasi. Wo er denn gewesen sei? Er habe mit den Quietschbeus einen SOS-Hilfe-Song gesongt äh: gesungen. Das finden die Zwillinge prima, da kann er ihnen gleich mal helfen. Nein, er müsse den Maroni-Brater putzen. Nein, er müsse ihnen erst zwei Blätter suchen, genau dieselben, sagt Lisa.
Mona korrigiert: „Die gleichen.“
Lisa: „Das ist doch dasselbe!“
Nein, beharrt Mona, dasselbe sei eben nicht das dasselbe wie das gleiche.
Lisa kürzt ab: „Kasi!, du suchst ein Blatt, ein dufteprimaschönes knallrotes Herbstblatt, und dann suchst du noch ein Blatt, das muss genauso schön aussehen wie das erste Blatt.“
Mona: „Ja und genauso rot, genau zweimal die gleichen Blätter. Und die nähen wir hier links auf die Blusen.“
Lisa: „Ja, als Applination. Weißt schon, warum die genau gleich sein müssen, —“
Kasi: „Na klar: weil ihr Zwillinge seid.“
Mona: „Genau.“
Kasi: „Also, versteh’n versteh ich das schon, ich bin ja nicht doof, aber der Maroni-Grill ist gestern gebraucht worden und —“
Mona: „Kasi, das geht doch ganz schnell. Kriegst auch’n Kuss.“
Lisa: „Von mir auch.“
Mona: „Von mir zwei.“
Lisa: „Von mir auch.“
Kasi: „Das wären ja schon vier. Bei Zwillingen verdoppelt sich immer alles.“
Lisa: „Danke, Kasi, bist ein Schatz. Und zweimal genau dieselben. Tschüs!“ Exit.
Mona: „Die Lisa lernt’s nicht. Zweimal genau die gleichen! Tschüs!“ Exit.

Kasi: „Tschüs. Was ich vergessen habe zu fragen: Warum machen die das eigentlich nicht alleine?“ 
Da steht unerwarteterweise Mona nah hinter ihm und erklärt leise: „Weil wir noch jede Menge Fäden verstechen müssen…!“ Und exit.
Kasi ist etwas erschrocken: „Ach so — wollt ich ja nur wissen — Fäden verstechen, naja…“
Er schaut sich um: „Genug Herbstblätter gibt es ja. Wird ja nicht so schwer sein, zwei gleiche zu finden… Über die Größe haben sie nichts gesagt…“ Er findet ein schönes Blatt: „Hm — schön, — wollen mal den Bruder dazu suchen, hähä, den Zwilling…“ Er wühlt sich durch Blätterhaufen Richtung Schloss, dauernd murmelnd: „Das — nö — hier — nee, das ist — das — so viele Blätter, aber keins — gleicht — dem — ander’n…“

Nepomuk untersucht mit Brille sehr genau einige Steine seines Schlossfundamentes, kratzt dran rum: „Kasi?“
Kasi: „Ja, stör mich mal nicht!“ Er läuft einem im Wind davonflatternden Blatt nach: „Das könnte es sein!“
Nepomuk: „Kasi —“ Er schaut auf, Kasi nach: „Was spielt denn der für einen Quatsch?“ Er kratzt an seinen Steinen.

Kasi findet beim Pilzhaus ein Pendant zum ersten Blatt, ruft: „Ich hab’s!“
Lexi schaut von der Arbeit auf: „Wer lärmt vor meiner Hütte?“
Kasi zeigt die Blätter Lexi: „Kuck mal, Lexi, für die Zwillinge, sind doch dieselben, oder?“
Lexi: „Kasi, zwei Blätter können nie dieselben sein, sondern höchstens gleich.“
Kasi: „Na gut, dann gleich. Wollen sie auf ihre Blusen nähen, als Appli — Applination.“
Lexi: „Dass es das Wort Applination gibt, ist mehr als zweifelhaft.“
Kasi: „Applination hat Lisa gesagt.“
Lexi: „Sie weiß es nicht besser. Applikation hat sie gemeint.“
Kasi legt die Blätter auf die Spielleiste: „Meinetwegen Kation. Aber schön gleich sind sie, nicht?“
Lexi bewundert sie: „Sehr schön. Und sie werden auf den Blusen der Zwillinge gewiss allerliebst —“

Karl-Gustav donnert auf dem Motorrad vorbei, die Blätter verweht’s. Kasi will ihm nach, schreit auf: „He, meine Blätter! Ach, der Karl-Gustav, und dabei hat er gerade erst was von Hilfe gesungen!“
Lexi: „Lass nur, Kasi, sicher findest du zwei neue, noch schönere!“
Kasi stoßseufzt: „Wenn du wüsstest, wie schwer das ist…“
Lexi: „Für Lisa wär mir nichts zu schwer!…“
Kasi zockelt suchend zurück: „Naja, wenn’s für Lisa allein wär, — aber ich muss ja auch noch Mona bedienen!…“ Er findet wieder eins: „Das ist schön, ja, aber jetzt kommt ja das Schwere: Noch so eins…“

Nepomuk ist immer noch bei seinen Steinen am Schloss: „He, Kasi, mit meinem Mauerwerk ist irgendwas nicht in Ordnung. Da ist so ein Schimmel.“
Kasi stöbert weiter: „Keine Zeit, Nepi, ich suche nämlich ein Blatt!“
Nepomuk ist sehr verwundert: „Man sieht den Schlossplatz vor Blättern nicht. Da sucht der ein Blatt!…“
Kasi, fast im Blätterhaufen verschwunden, findet ein Pendant-Blatt: „Da, das ist es, ja!… Das ist für Mona, und das für — oder das für Mona und das für Lisa. Ist ja auch völlig egal, ob dies für die oder dies für die oder die dies… Die sind ja sowas von gleich!, genau wie die Zwillinge!… Hauptsache gut festhalten und abliefern!…“ Exit.
Nepomuk hat ihn beobachtet: „Der spinnt, der Kasi!…“
Enter Lexi: „Hallo Nepomuk!“
Nepomuk: „Hallo Lexi, sag mal: Kennst du dich mit sowas aus? Hier auf meinen Steinen ist so ein Belag…“
Lexi schaut sich das genauer an: „Hm, sehr merkwürdig… Ist drin auch was?“
Nepmuk: „Ja, deswegen bin ich ja draufgekommen, — da riecht’s auch so komisch…“
Lexi riecht: „Hm — das könnte ein Pilz sein oder Schwamm oder sowas, muss ich in meiner Lexiklopädie genau nachkucken.“ Er will gehen: „Übrigens: Ich würde dem Spencer Bescheid sagen.“
Exit auch Nepomuk: „Mach ich.“

Take 6: Studio
Spencer: „Leute, gleich geht die Tür auf —“
Elvis: „— kommt Nepomuk rein und sagt: —“
Spencer macht Nepomuk nach: „Spencer, da ist was, ich weiß nicht, was, aber da ist was.“
Enter Nepomuk: „Spencer, da ist was, ich weiß nicht, was, aber da ist was.“
Spencer und Elvis lachen.
Nepomuk: „Nichts zum Lachen. Der Lexi kommt gleich mit der Lexiklopädie.“
Spencer: „Sag bloß mit der ganzen Lexiklopädie.“
Nepomuk: „Nein, bloß Buchstabe Schwamm.“
Elvis: „Schwamm ist kein Buchstabe, Schwamm als solcher.“
Nepomuk: „Elvis ist mal wieder pingelig. Also gut: Buchstabe Sch.“
Elvis: „Ich trau mich gar nicht zu sagen, dass auch Sch kein Buchstabe ist. Du meinst eS.“ Nepomuk: „Rutsch mir doch den Buckel runter!“
Elvis: „Was hat dein Buckel damit zu tun, dass du das ABC nicht kannst?“
Spencer schlichtet: „Leute, wir versäumen ja die Blätterübergabe im Hausboot bei den einträchtig arbeitenden Zwillingen!“
Elvis: „Einträchtig? Bei denen weiß man doch nie.“
Spencer: „Jedenfalls Hausboot!“

Take 7: Hausboot (offen)
Die Zwillinge verstechen Fäden und sind einander gar nicht hold.
Lisa bedauert das ein wenig: „Aber wir sind doch Zwillinge, eine wie die andere!“
Mona bellert: „Ich will gar nicht so sein wie du! Da wär ich schön dämlich, wenn ich so dämlich sein wollte wie du!“
Lisa: “Erst fangen wir immer so schön zusammen an und dann —“
Mona schubst: “Geh weg hier mit deiner blöden Bluse!“
Lisa: „Dabei hast du genau dieselbe!“
Mona: „Hab ich nicht!“
Lisa: „Hast du doch!“
Mona: „Hab ich nicht, höchstens die gleiche. Aber ich näh mir da jetzt ein immergrünes Efeublatt drauf —“
Lisa: „Und ich ein herbstknallrotes Eichenblatt! Ist es überhaupt nicht mehr dieselbe.“
Mona: „Du quatscht wie eine ungebildete Hirschkuh!: Immer sagst du selbe, wo es gleiche heißen muss!“
Lisa, auf dem Rückzug: „Gleiche ungebildete Hirschkuh selber!…“
Enter Kasi mit den beiden Blättern: „So, Zwillies, Kasi hilfsbereit wie immer. War gar nicht so einfach! Hier: zwei dufteprima Herbstblätter, genau gleich.“
Mona: „Kannst du dir an den Hut stecken!“
Kasi muss nach Luft schnappen: „Was? Ich trage nie einen Hut! Was ist denn los hier?“
Die Zwillinge grimmen vor sich hin.
Kasi: „Lisa, hier die Blätter.“
Lisa: „Brauchen wir nicht mehr.“
Kasi, empört: „Also, da verlang ich jetzt aber eine Erklärung! Ich stapf doch nicht stundenlang durch die Blätterhaufen —“
Mona: „Ganz einfach: Wir machen das jeder für sich.“
Kasi: „Aber als ihr den armen Kasi losgejagt habt, da wart ihr euch noch ganz einig!“
Lisa: „Und jetzt sind wir uns gar nicht mehr einig. Na und?“
Mona, nach einer Pause: „Was willst’n noch?“
Kasi: „Die Küsse.“
Mona: „Mir ist jetzt nicht nach Küssen.“
Lisa: „Mir auch nicht.“
Kasi: „Seid ihr ja mal wieder einig. Ich nehm die Blätter mit. Vielleicht setz ich doch mal ‘nen Hut auf.“ Exit.

Take 8: Studio (Im Visophon: Konferenzschaltung)
Da ist inzwischen auch Lexi mit dickem Buch, in das auch Elvis und Nepomuk schauen.
Spencer: „Leute, Kasis Kummer in Ehren, aber die Sache mit Nepomukhausen, — klingt ganz schön schlimm. Wenn das alles stimmt, was der Lexi über Schimmel und Schwamm und so vorgelesen hat, dann ist das schöne Schloss glattweg baufällig, dann stürzt das eines Tages zusammen.“
Elvis: „Aber es müsste doch auch was dagegen geben?“
Lexi liest: „Ja, hier: Gegenmaßnahmen: ‚Die befallenen Räume mit Antischwammobicarbonad aussprühen. Vorher jedoch alle bewegliche Habe ausräumen.’“
Nepomuk, entsetzt: „Waas? Ich werd verrückt! Mein ganzes Zeug ausräumen — auf den Schlossplatz?… Das schaff ich nie!“
Spencer wählt am Visophon: „Du nicht, Nepomuk, — aber wir! Sollst mal seh’n, wie wir alle zusammenhelfen!“ Ins Visophon, wo sich alle außer Kasi gemeldet haben: „Leute!, Alarm im Schloss!: Es stürzt zusammen, geht koppheister, wenn wir nicht alle helfen. Es ist befallen von — Dings —“
Elvis souffliert: „Schimmel!“
Spencer: „Schimmel!“
Lexi souffliert: „Pilz!“
Spencer: „Pilz!“
Nepomuk: „Schwamm!“
Spencer: „Schwamm! Schimmelpilzschwamm! Wieso ist denn Kasi nicht zu Hause, unser Hilfsbereitester?“
Mona: „Weil der gerade von uns nach Hause geht.“
Spencer: „Ach so, ja, klar. Sagt ihm bitte Bescheid, wenn ihr bei ihm vorbeikommt!“
Lisa: „Machen wir!“
Spencer legt auf: „Ende.“
Nepomuk ist etwas verwirrt: „Was? Wieso Ende?“
Spencer: „Ende Visophon.“
Elvis: „Anfang Aktion Schimmelputz!“
Lexi: „Los, zum Schloss!“
Spencer: „Leute, wollen wir doch mal seh’n, wie sie alle zum Schloss ziehen.“

Take 9: Baumhaus und Schloss
Kasi, Blätter in Händen, kommt nach Hause, fährt mit Fahrstuhl rauf, mosert rum: „Ach ja, der Maroni-Grill… Mach ich jetzt nicht mehr, bin zu müde, für nichts und wieder nichts, diese — diese wankelmütigen Zwillinge, die sich nie einig sind, ob sie sich einig sein sollen!…“

Unten tigert Poldi zum Schloss, Lulu holt ihn gerade ein: „Wart doch mal, Poldi! Klingt ja schlimm, was der Spencer da erzählt hat.“
Poldi: „Hm, ganz schön prima schlimm…!“ Exeunt.

Kasi, neugierig: „Was soll denn da schlimm sein? Wo überhaupt?“ Er sieht die Zwillinge kommen: „Nee, die will ich jetzt aber gar nicht seh’n!“ Er geht in sein Haus.
Unten gehen die Zwillinge vorbei.
Lisa: „Kasi!“
Mona, nach einer Pause: „He! Kasi!“
Lisa: „Der wird uns doch nicht böse sein?“
Mona: „Wegen der zwei Blätter doch nicht! Los, rüber!“ Exit.
Lisa ruft noch rauf: „Kasi, komm, kannst helfen!“ Auch exit.
Kasi stiehlt sich aus dem Haus: „Also die Zwillinge haben wirklich nicht alle Tassen im Boot! Soll ich ihnen helfen, nach alledem, was die mit mir getrieben haben!…“ Er schaut neugierig zum Schloss: „Was ist denn bloß da drüben beim Schloss los?“

Vor dem Schloss stehen schon ein paar Sachen. Lulu und Elvis setzen was ab. Beim Zurückgehen ins Schloss versperren ihnen Poldi und Nepomuk mit dem Sofa den Weg. Poldi stößt wo an.
Nepomuk, etwas hysterisiert: „Poldi!, pass doch auf! Der Turm stürzt zusammen! Leute, ganz vorsichtig gehen!“
Die Quietschbeus tun sich schwer, die Staffelei rauszutragen. Sie stolpern kläglich, schürfen an Wänden: „Auaua!…“
Nepomuk: „Ich werde wahnsinnig! Leute, Einsturzgefahr! Geht doch vorsichtig!“
Vorsichtiges Gehen aller entbehrt nicht der Komik!
Elvis: „Poldi, du setzt nachher den Mundschutz auf und sprühst alles aus mit Antischwammobikarbonad, das besorgt Lexi.“
Poldi: „Ja, mach ich. Wär ja schade um das schöne Schloss. Aber der Antischwammodingsda wird das schon retten…“

Blick über Kasis Schulter auf die entfernten Aktivitäten vor dem Schloss, die gewuhrig weitergehen. Kasi, mit ganz zart beleidigt-eifersüchtig-ausgeschlossenem Unterton: „Also, wenn die alle so hilfreich fleißig sind, kann ich mich ja ausruhen…“ Er geht ins Haus.

Spencer, Elvis, Zwillinge tragen Bilder von Nepomuks Vorfahren raus.
Lisa: „Haben die sich auch nicht träumen lassen, dass an ihrem Schloss mal der Schwamm nagen wird, — die Raubritter!…“
Nepomuk bringt mit Poldi die Hobelbank: „Sag nochmal Raubritter zu meinen Vorfahren, du!“
Lexi kommt von der Seite mit einem Chemie-Kanister: „Also Leute, das Zeug soll furchtbar stinken und man muss niesen.“
Poldi: „Deswegen muss ich ja auch den Mundschutz tragen.“
Lexi: „Sehr richtig, Poldi. Und alle anderen müssen evakuiert werden.“
Lisa: „Tut das weh?“
Lexi: „Was soll wehtun?“
Lisa: „Na, wenn die Eva kuriert wird.“
Lexi lacht, ein bisschen hochmütig: „Aber nein, Lisa —“
Lisa, warnend: „Sag jetzt ja nicht wieder Dummchen zu mir!, sonst raucht’s im Karton!“
Lexi erstirbt die Lache: „Aber nein — chen — ich meine: Evakuieren heißt ausziehen, weggehen, da darf kein Mensch zurückbleiben. Hier ist die genaue Gebrauchsanweisung.“
Alle klüngeln um Poldi und Lexi rum.

Kasi kommt vorsichtig aus seinem Häuschen: „Kann nicht schlafen. Werd ich mal den Maroni-Grill — Was ist denn da bloß los bei Nepi?…“ Wieder Blick über seine Schulter auf die entfernte Klungelei. Kasi: „Da brat mir einer einen Storch!… Wenn sowas ist, da holen sie mich nicht, aber wenn diese Zwillinge zwei blöde Blätter brauchen und dann nicht mehr brauchen, — dann wird nach Kasis Hilfe-Hilfe-Hilfe geschrien. Versteht der Mensch das?“ Und dann geht er trotzig-beleidigt wieder ins Häuschen und lügt sich selber vor: „Mir soll’s doch egal sein!…“

Poldi setzt den Mundschutz zu Ende auf: „Also giftig ist das nicht. Man muss nur niesen.“
Elvis: „Ist denn das Schloss zu Ende ausgeräumt?“
Spencer: „Da ist schon noch was drin, aber —“
Nepomuk: „Lasst nur, Leute, ganz raus kriegen wir mein Gerümpel sowieso nicht.“
Lexi: „Wohin gehen wir, wenn Poldi da rumspritzt?“
Lisa: „Du meinst, wohin evakuieren wir?“
Lexi: „Ja, wohin?“
Spencer: „Alle zu mir ins Studio!“ Sukzessiver Abgang.
Poldi kann unter der Maske schlecht sprechen, er fragt Lexi: „Ie auen ie achn au…?“
Aber Lexi versteht genau: „Ja, hier draußen auch, alles mitabsprühen.“
Poldi: „O-äi!“ Er geht ins Schloss.
Lulu, abgehend: „Mit dem Mundschutz kann der Poldi gar nicht mehr fressen.“
Elvis, auch abgehend: „Ja, sollte er immer tragen.“

Kasi kommt aus dem Häuschen: „Jetzt kann ich nicht schlafen, weil’s da drüben so still geworden ist!… Also nein: Nepomuks ganzes Gerümpel auf dem Schlossplatzt. Und kein Mensch weit und breit…“

Poldi kommt mit Mundschutz und Sprühapparat aus dem Schloss, sprüht über alle Klamotten, muss unter der Maske mächtiglich niesen und geht dann links ab.

Totale der Stille und Leere.. Türflügel knarrt leise.
Kasi kuckt sich das alles an, schüttelt den Kopf, geht in sein Häuschen, kuckt gleich wieder raus, rein, kommt raus: „Also — …“ Er fährt runter, geht zum Schloss, muss niesen, geht ins Schloss, aus dem er zu vernehmen ist (off): „Nepi — tschi — Nepo — tschi — muk!…“

Take 10: Schloss innen
Kasi geistert niesend durch das reichlich leergeräumte und deshalb hallverliebte Schloss, auch Wendeltreppe rauf, runter, schaut aus einem Wendeltreppenfenster und singt plötzlich los:
„Ich rufe dich, Hatschitika,
vom fernen Stern Hatschimeda.
Ach komm doch bitte schnellstens angedriftet. — Haaa —
Dein Kasi fühlt sich jämmerlich vergiftet!… — tschi!…“

Take 11: Landung Galaktika

Take 12: Schloss innen
Auch Galaktika muss viel niesen: „Ka-tschi, was machst du denn hier?“
Kasi spielt Schwäche: „Ich bin vergiftet. Hilf mir!“
Galaktika: „Unsinn! In Nepomuks Schloss ist ein Pilz, deswegen haben sie was gespritzt. Ich weiß, dass das nicht giftig ist, aber man muss — Hatschi! Warum bist du denn hier reingegangen?“
Kasi offenbart sich: „Ich wollte mal mit jemandem reden. Und weil ich hier plötzlich ganz allein auf der Welt war, habe ich dich gerufen.“
Galaktika, mit leiser Kritik, aber liebevoll: „Aber Kasi, bloß, um mit mir zu reden…? Warum redest du nicht mit jemandem aus dem Dorf?“
Kasi, etwas gequält: „Weil die nicht mit mir geredet haben. Die haben mich nicht mal geküsst. Ich mach mir ja gar nichts draus, aber — Alles haben sie alleine gemacht. Meine Hilfe haben sie mit Füßen getreten!“
Galaktika zweifelt: „Nananana…“
Kasi: „Echt wahr!“
Galaktika: „Kann ich mir aber gar nicht vorstellen. Da hat irgendwas nicht funktioniert. Jetzt geh du mal zu Spencer ins Studio, — wirst sehen, wie lieb und nett alle zu dir sind. Tschüss, Kasi!“ Sie entschwebt niesend. /Musik: Galys Start./

Kasi: „Hilft auch nicht mehr so wie früher, die Galy, — Von wegen lieb und nett. Na, denen werd ich was erzählen!…“ Exit.

Take 13: Studio
Da sind zugange: Lexi, Nepomuk, Poldi (umgehängter Mundschutz), Zwillinge, Lulu, Elvis, Spencer; die Quietschbeus gehen hinter den Silbervorhang ab. Die anderen reden durcheinander: „Wenn das nun nicht hilft — nochmal einsprühen — Sachen wieder rein — Vor dem Zusammensturz gerettet — Broch! Wumm! — Armer Nepi — Wie heiß ich? — omuk…“
Spencer: „Ruhe doch mal, Leute!“

In die Stille entert Kasi.
Lulu: „Kasi, wo warst du denn die ganze Zeit?“
Nepomuk, vorwurfsvoll: „Und du willst mein Freund sein? Mein Schloss stürzt ein, alle — alle helfen und rackern sich ab —“
Elvis: „Und du ziehst dich in deine Gemächer zurück.“
Mona: „Jawohl, alle haben wir dem Nepomuk geholfen.“
Kasi, in eine ungewohnte Rolle gedrängt: „So? Und wer hilft mir?“
Elvis: „Was gibt’s denn bei dir zu helfen?“
Kasi: „Wenn mein ganzer Baum umstürzt, — das ist wohl nichts, oder?“ – Großes Erstaunen. Kasi: „Ja. Bei Nepi ist ja bloß der Schwamm drin im Schloss, aber bei mir tickt der Holzwurm!!“
Lexi: „Was?…“
Kasi: „So laut, dass ich weggerannt bin.“
Poldi nestelt am Mundschutz: „Da sprüh ich auch den Baum ein!“
Lexi: „Ob das auch beim Holzwurm hilft…“
Spencer: „Ja, Leute, wenn das so ist: — nichts wie hin zu Kasis Baumhaus!“
Lexi: „Aber vorsichtig!…“ Exeunt.
Kasi zockelt sehr hilflos nach: „Leute, das ist ja — so ist das ja gar nicht…! Ich habe —“ Auch exit.

Take 14: Baumhaus
Spencer, Elvis, Lulu, Lexi, Zwillinge, Poldi, Nepomuk stürmen zum Baum: „Wo? — Wo soll das sein? — In dem Loch?! — Ich hör nichts ticken!“
Kasi kommt hinterher: „Leute, hört doch mal zu. Lasst mich durch! Ich muss rauffahren und euch was gestehen!“
Lisa will ihn aufhalten: „Du kannst doch in dem faulen morschen Baum nicht mehr rauffahren!“
Mona: „Wenn der nun beim Fahrstuhlfahren umstürzt!“
Elvis: „Uns auf den Kopf!“
Spencer: „Kannst doch hier unten gesteh’n!“
Kasi fährt rauf: „Nein, das geht nur — mit Abstand, von oben.“
Lulu: „Möchte mal wissen, was der da beichten will!“
Kasi, oben: „So, Leute, ich muss euch was sagen: Das mit dem Holzwurm —“ /Specht klopft deutlich./
Alle kucken-lauschen.
Kasi: „Also, die Sache mit dem Holzwurm ist gar nicht —“ /Specht./
Spencer: „Da klopft der Wurm.“ /Specht./
Kasi wird ängstlich: „Hätte ich vielleicht doch nicht rauffahren sollen…?!“ /Specht heftig./
Kasi: „Hilfe!“
Poldi ist auf den Baum geklettert und kuckt von hinten vor und lacht.
Kasi, schlotternd: „Poldi, lach nicht, der Baum stürzt gleich um!“
Unten gehen sie auf Distanz: „Haaa…!“
Poldi: „Ich kann den Holzwurm hier hinten seh’n!“ /Specht./ Poldi: „Is’n Specht! Noch nie was vom klopfenden Specht gehört?“
Unten kommen sie wieder ranner.
Kasi: „Entschuldigt Leute, aber als das Schloss Nepomukhausen am Einstürzen war, — da dachte ich…“
Spencer: „Macht ja nichts, Kasi, Vorsicht ist besser als ‘ne Katastrophe.“
Zwillinge: „Kasi?“
Mona: „Wir haben uns wieder versöhnt!“
Lisa: „Wir sind mal wieder einig. Haste die Blätter noch?“
Kasi: „Na klar, ich hol sie raus.“ Er geht ins Haus.
Die Zwillinge fahren rauf.
Poldi, beim Runterklettern: „Schade, den Baum hätte ich auch gerne gerettet.“
Kasi übergibt die Blätter: „Hier, eins für Mona, eins für Lisa. Macht vier Küsse.“
Die Zwillinge küssen.
Die Menge unten zählt mit: Eins — zwei — drei — vier!
Spencer: „Leute, ein Schluss mit vier Küssen. Was wollen wir mehr!? Tschüs!“

***

© Sven Lutzka

4 Küsse für Kasi
***
© Jannik Graf

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Wir freuen uns über eure Kommentare hier unten!

Folge 87 – Claudia erzählt
vom Schwamm im Podehlschen Haus und vom Fädenverstechen
Alle Podehlschen Hallo-Spencer-Folgen
mit den Dreharbeiten zur Zauberflöte als Geräuschkulisse

9 risposte a Folge 87 – Das Szenarium

  1. Manuela Kuhnt scrive:

    Es ist wirklich schade das diese Folge nicht zu Ende gedreht worden. Auch wenn es schon eine Katastrophe ist wie sie noch nie im Dorf passiert ist. Aber die Dialoge! Herrlich! Ich habe sie alle bircmit gesehen beim Lesen! Ihr Stimmen gehört! Zu schön!

    • PPadm scrive:

      Hallo Manuela,
      Danke für diesen liebevollen Kommentar, und so in aller Herrgotts Frühe!
      Die Stimmen! Ja, während ich den Text für die Veröffentlichung bearbeitete, hörte ich nur zu oft die Stimme meines Vaters.
      Es hat Spaß gemacht.
      Liebe Grüße
      Claudia Podehl

  2. Rasmus Hannebauer scrive:

    Tolle Folge! Konnte ich mir richtig vorstellen. Schade dass die Folge nie fertig gestellt werden konnte.

  3. Martin Leßmann scrive:

    So turbulent charmant! Da möchte Kasi stante pede – hilfsbereit und -bedürftig, sensibel und übermütig gleichermaßen – loslegen und die ganze Folge mit all den anderen aus dem Spencerdorf nachdrehen und weitere wunderbare petereske Wortspiele kreieren … Danke, Claudia, Jannik, Sven Lutzka – und Peter – für dieses Juwel und Memorial.
    Grüßt wahrlich herzlich Martin.
    Martin Leßmann (Kasi-Spieler und -seele ab 1988, nach Herbert Langemann; Grüße auch von meinem Mann Herbert Lange [!])

    • PPadm scrive:

      Hallo Martin,
      Herbert Langemann wünschte sich einen Nachfolger, der gut zu Kasi sein sollte. Ich denke doch, du hast ihm den Wunsch erfüllt.
      Danke für den von Herzen kommenden Kommentar.
      Claudia

  4. David Werner scrive:

    Vielen lieben Dank! Es ist wunderschön, diese sagenumwobene Folge endlich mal lesen zu dürfen.

  5. Ingeborg Schellmann scrive:

    So ein Durcheinander, als hätte Peter die heutige Zeit vorausgedacht und die Lösung gleich mitgegeben. Aber wer will heute noch helfen?
    Ingeborg

    • PPadm scrive:

      Hallo Inge,
      So aktuell – fast 40 Jahre später – kann man das natürlich auch sehen. Und das eröffnet dann erstaunliche, wenngleich eigentlich logische Schlussfolgerungen.
      Danke für den schönen Kommentar.
      Claudia

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