Zu den Drehbüchern eines Komikers

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Zu den Drehbüchern eines Komikers

von

SpencerEnkel Jannik

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Jannik Graf:

Hier nun endlich mein Kommentar und meine Gedanken, erstmal zu: Die Drehbücher eines Komikers

PP bezieht sich auf seine Drehbücher “Viele Wünsche” (006), “Gummibärchen-Transporte” (007), “Großes Aufräumen” (010) und “Einsamkeit” (014). Die absoluten Klassiker des frühen Runddorfs, das damals noch gar kein eigentliches Runddorf war, sozusagen die Podehlschen Ur-Spencer-Drehbücher schlechthin! Seine Ansprache an die Puppenspieler ist also einige Zeit nach den “Unfrisierten Gedanken” vom April 1980 entstanden, spätestens kurz vor dem 1. September – dem Drehbeginn der Studio Hamburg Staffel (bzw. von Folge 6). Dazu ein Gedanke: war das wohl wirklich eine Ansprache im wörtlichen Sinne, ähnlich wie die legendäre Ansage von Maiwald zu Beginn der Produktion der 1979er Staffel nach der unterkühlten ersten Begegnung mit dem Puppenspieler-Ensemble ein Jahr zuvor in Hannover? Oder als schriftliches “Handout” für alle Spieler? Seine Instruktionen und Bemerkungen zu Arbeitsweise, technische und künstlerische Aspekte sind mal wieder so inspirierend geschrieben, dass ich (wenn ich einer der Puppenspieler gewesen wäre) den einen oder anderen Satz gerne mehrmals gelesen hätte und auch mal länger drüber nachgedacht..

“Spencer will eine Supershow aufmachen und scheitert an den von ihm selbst nicht genügend bedachten Konditionen.” – Das ist wirklich das Grundmuster und Konzept der 1980er Staffel auf den Punkt gebracht. Das vereint Podehls Drehbücher auch mit den vier Maiwald-Büchern und den beiden Albers-Büchern; auch wenn sich diese drei Gruppen stilistisch dann doch wiederum stark voneinander unterscheiden. Das gleiche Prinzip behielt man im Folgejahr. Erst 1982 wird man neue Wege gehen und versucht erstmals die Geschichten aus dem Runddorf anders zu erzählen: Die Figuren, ihre Konstellationen und Handlungsorte haben sich etabliert, und es wird interessanter, verspielter, das mehr oder weniger Grundmuster wird verlassen und es kann alles passieren im Dorf: kleine Spielfilme wie etwa die Krimigeschichte “Wo ist Kasi?”, oder etwa ein Genre-Ausflug Richtung Science-Fiction à la “Galys Stein”.

Beim Lesen von Podehls Anweisungen, Hinweisen und Bitten an die Puppenspielergemeinde denke ich an Achims Erinnerung daran, dass der Podehl sehr viel Wert auf das Auswendiglernen der Texte gelegt hat (was manche mehr, manche weniger beherzigt haben), und trotzdem offen für die Improvisationsfreude seitens der Spieler im Rahmen ihrer Charaktere war, und dabei aber immer seine Dramaturgie durchsetzen konnte. Die Kreativen, die hier zusammen gefunden haben, haben sich im besten Sinne gegenseitig befruchtet, auch in den Reibungen, die es immer wieder gab.

Es werden hier die Weichen gestellt, für alles was “Hallo Spencer” in den nächsten 13 Produktionsjahren ausgemacht hat. Es ist der eigentliche Anfang; das grundlegende “Gerüst”, von dem er spricht, wird hiermit errichtet. Ebenso mit dem Puppenspieltraining durch Friedrich Arndt, was ja kurz davor stattgefunden haben muss. Mit der Anwendung von Stanislawskis Schauspiellehre auf die konkrete Situation ‘Spencer geht auf Poldis Geburtstagsfeier, aber hat Angst gefressen zu werden’, schließt Podehl gleich den Bogen zu der Folge, die nun als allererste im Studio Hamburg gedreht werden soll: “Viele Wünsche”.

Ab jetzt wird im Add-On-Verfahren, sozusagen “Live on Tape”, sendefertig aufgezeichnet. Dass das in Hannover nicht so lief, lag daran, dass das Atelier des Landesfunkhauses viel kleiner als die Studios in Hamburg sind, und dort nur maximal zwei Kulissen gleichzeitig aufgebaut werden konnten. Wir haben nun schriftlich zum Beispiel einen Beleg dafür, dass Achim Hall und Benni Meuter tatsächlich alle Moderationen der 1979er Folgen am Stück hintereinander weg produzieren mussten. Ob dieser Raum zum Proben und Vorsprechen der Texte wohl wirklich zu besagtem “Konversations-, Rauch- und Ess- und Trinkzimmer” verkommen ist?

“Wenn Benni in einer Szene Spencers Hände macht, und in der nächsten selber drankommt, kann er sich nicht zweiteilen.” – Das, was PP hier bereits vorhersieht, wurde tatsächlich in den nächsten 20 Folgen ein immer wieder herausforderndes Problem. Welches schließlich zu Matthias Hirth als ersten wichtigen Spieler-Neuzugang führte.

Wow, ein ganz wichtiger Grundstein für alles, was die Serie ausmacht! Es hat diese faszinierende Aufbruchstimmung in sich, die Magie des Anfangs.

© Jannik Graf

Spencers Enkelgeschichten

Peter Podehl, der Spencer-Geschichtenerzähler

Peter Podehls Drehbücher
und seine Aufzeichnungen hierzu

Unfrisierte Gedanken
zur Folge “Aufräumen”
April 1980

Die Drehbücher eines Komikers
Grundsatzanweisungen an die Puppenspieler – zu den Folgen “Viele Wünsche”, “Gummibärchen-Transporte”, “Großes Aufräumen” und “Einsamkeit” und alle anderen Folgen
September 1980

Mut zur Arbeit
erste Aufzeichnungen zu den Folgen “Gesundheit” und “Galy und die Katastrophe”
Januar 1981

SpencerEnkel Maxens Gedanken zu Podehls Gedanken
von SpencerEnkel Max zu Podehls ersten Aufzeichnungen zu den Folgen “Gesundheit” und “Galy und die Katastrophe”

Der Sprachaufpasser fürs Deutsche und Puppenpoesie
Peter Podehls Präsentation
an der Dolmetscher- und Übersetzer-Universität S.Pio V in Rom
von 2006
Da gibt’s viel Wortspielereien und auch einen Bericht darüber, mit wem er die Folgen absprach, bevor er sie schrieb.

Wie alles anfing:
Lorenz Claussen berichtet vom TamS-Theater-Quatsch

Die Puppenspieler berichten

Klaus Naeve berichtet, wie Spencer von Charlotte gestreichelt wurde

Armin Maiwald erzählt die 
Sache mit dem Du und “Macht doch, was ihr wollt”

Die SpencerEnkel stellen sich vor:

SpencerEnkel Maxi mit Knut Fingerhut

Der SpencerEnkel Janni

SpencerEnkel Sven