Viele Wünsche (Folge 6)

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Allererste handschriftliche Aufzeichnungen zur Folge

“Viele Wünsche”
(Folge 6)

von

Peter Podehl
©

Abschrift
von
SpencerEnkel Jannik Graf

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Unfrisierte Wünsche 

Es ist noch keine 24 Stunden her, da habe ich eine Leistung abgeliefert, die mich auch einige Zeit gekostet hat: die neue Vorrede zu Die Höhlenkinder. Und es fehlt in meinem Bewusstsein das Gefühl dafür, dass dies ja nun abgehakt ist. Es ist so ähnlich, wie das so oft fehlende Bewusstsein der Heilung nach einer Krankheit. Da lasse ich mir Momente der Freiheit entgehen. Ich fülle die Pausen mit Lähmung oder zielgerichteter Garten- oder anderer Arbeit. Zu wenig mit Lässigkeit, die Dankbarkeit im Gefolge hätte, Demut und endlich Anbetung. Ich freue mich und danke dafür, dass der Zirkel der Vorrede so weit ausgeschlagen hat, auch wenn es nur (aber was heißt hier: nur?) um Hallo Spencer geht. Gehen eben kann es nur von dieser Basis her. Glückliche Stunde!

Die „neue Vorrede“ für die Wiederholung von Die Höhlenkinder ab 29. Juli 1980 in der ARD,
aufgezeichnet im Juni 1980

Ich habe mir die angeschwollene Mappe HALLO SPENCER auf den Tisch geladen, habe mir die Sicht verstellt mit dem Poster von der großen „Hallo Spencer“-Familie und mir das Einsteckbrett vor die Nase gestellt. Und gleich einen Zettel reingesteckt: „In den alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat“. Ich habe noch zwei Themen zu bearbeiten: „Wünsche und Wunscherfüllungen“ und „Einsamkeit – Gemeinsamkeit“. Ich halte das Wünsche-Thema für leichter und will mich zunächst daran begeben. Mein seinerzeitiger Kommentar dazu lautet lakonisch: Poldis große Stunde. Und es geht mir durch den Kopf, ob sein Stereotyp „Ich will dir fressen“ nicht ein an- und ausbaufähiger Aufhänger und Durchgeher sein könnte. Ich habe zwar in der anderen Folge geschrieben, der Satz sei eine Nachricht, aber ein Wunsch ist er ja eigentlich noch mehr. Der Gegenwunsch hieße logischerweise: „Ich will aber nicht von Dich gefressen werden!“ Oder „Ich will mir aber nicht von dir fressen lassen.“

Vielleicht könnte man die Folge eröffnen mit einem großen Rundgesang, nicht Chor, sondern die Einzelnen äußern ein- oder zweizeilig ihre Wünsche: „Wenn ich alt bin, neues Haar – und zu Silvester ein neues Jahr…“ Große Möglichkeiten bieten Weihnachten und Geburtstage. Ostern und Pfingsten könnten als Gegenpositionen angebaut werden; Muttertag, Erster Schultag. (Vorsicht vor Doublette Silvester!)

Das „Poster von der großen ‚Hallo Spencer‘-Familie“, das Podehl vermutlich zur
Konzeption von Viele Wünsche auf seinen Schreibtisch legte.
Aufgenommen 1978 in Hannover.

Das Thema erlaubt weit verzweigende Querschläge: Sich etwas wünschen – dem Anderen etwas wünschen: Grüß Gott, Tschüss, Gesundheit, Segen. Und natürlich auch Flüche, was Böses, die Krätze an den Hals. Es ist ein in hohem Maße moralisches Thema. Das wird sich vor allem an den Wunscherfüllungen erweisen. Das Thema taucht in vielen Märchen auf, hat also auch magische Qualitäten: drei Wünsche…

11.06. [1980]
Von einiger Bedeutung auch die Adressaten, an die man Wünsche richtet: Es ist ein Unterschied, ob man sich vom Partner eine Uhr zum Geburtstag wünscht oder in Ruhe gelassen zu werden, oder von Galaktika etwas, was irdische Kräfte und Mächte nicht erfüllen könnten, oder was vom Schicksal oder ob man sagt: „Ich wünscht, es wäre Nacht und die Preußen kämen“. Desgleichen spielen Realität und Irrealität der Wünsche eine Rolle. Sich zu wünschen, dass die Preußen kämen, kann real sein, aber sich um Mittag wünschen, es möge Nacht sein, ist ja ganz irreal.

Ich möchte das Thema möglichst tiefgehend ausloten, bevor ich darangehe, die einzelnen Figuren auf ihre Wünsche und Wunscherfüllungen zu untersuchen. Es ist natürlich ein riesiges, tiefes Thema, und von Ausloten kann nur in Bezug auf Hallo Spencer die Rede sein. Plötzlich ist mir als großes Hilfsmittel Wehrle-Eggers Deutscher Wortschatz eingefallen. Kaum aufgeschlagen finde ich Wunschhemd und Wunschhütchen. Ich werde mir eine Fülle von Stichwörtern exzerpieren und neben die Spencer-Familie hängen. Dann brauche ich nur (!?) noch die Verbindungen herzustellen.

15.06. [1980]
Mann muss jemanden zeigen, dem alle Wünsche in Erfüllung gegangen sind, und der darüber tief traurig ist.

Wenn sich jemand etwas zum Geburtstag wünscht, und vom anderen nur Glückwünsche erhält, muss das Enttäuschungen und Missverständnisse geben. Noch dazu, wenn es nicht nur ein Glückwunsch ist, sondern Glückwünsche. Poldi hat Geburtstag, er lädt alle ein und wünscht sich von allen, sie fressen zu können. Sie kommen alle, gratulieren, und das Fressen wird durchgespielt und lässt einen vor Einsamkeit jaulenden Poldi zurück, Galaktika könnte das Spiel beenden.

Ich rülpse dir was.

Nachdem er im Spiel alle gefressen hat, liegen alle leblos herum und reagieren nicht auf sein Anstupsen. Ersatzfressen: Kaffee und Kuchen.

Ich wittere Zusammenhänge zwischen Hausboot und „Hol über, Fährmann“. (Hallo!)

Ich sollte nun nach Spencers Plänen und Elvis’ Zusätzlichkeiten in dieser Sendung suchen. Ist es vielleicht gut, wenn er von Poldis Geburtstag weiß und die große Party arrangieren will, Geld bereit hat, damit alle kaufen können, was sich Poldi von ihnen wünscht. Und der macht alle Pläne zunichte, indem er fressen will.

Eine aus Angst vor dem Gefressenwerden zitternde Runde wäre nicht schlecht. Aber: Man geht nicht freiwillig auf einen Geburtstag, auf dem man gefressen werden soll. Aber: Alle zusammen müssten es doch schaffen (Vorsicht Doublette: Nachrichtenwesen). Es geht auch nicht an, dass die Pointe Einsamkeit beim Fressen-Spielen vorausgesagt wird. Das heißt: dies ist des Autors Pointe.
Ja, man muss davon ausgehen, dass niemand hingeht.

16.06. [1980]
„Aber wir können doch Poldi an seinem Geburtstag nicht ganz allein lassen.“ Poldi wäre, genau wie am Ende des Fressen-Spiels, auch am Anfang alleine, weil keiner kommt. Warum, wie kommen sie dann doch? Haben sie sich alle gepanzert? (Siegfried-Motiv) Haben Sie alle eine Marzipan-Puppe von sich mit, die sie ihm vorhalten? Zuerst verstecken? Kasi und/oder Elvis haben eine Menge Marzipanmasse vorbereitet., aus der jeder sich selbst kneten kann. (Naschen, lässt sich da nicht noch was zum Thema Wünsche unterbringen?) Geburtstagsgeschenke können Wunscherfüllungen sein oder nicht. Hat sich Poldi vielleicht auch Marzipan (Reim Porzellan) gewünscht? Reizvoll vermutlich, dass alle etwas schenken möchten (Lexi Buch, Nepomuk Skulptur, Elvis Kaktus, Quietschbeus Musik), was der andere gar nicht estimiert!

Am Anfang gibt es zwei Schienen als zwei Möglichkeiten: Poldi lädt ein und äußert als Wunsch, den/die Eingeladenen fressen zu wollen oder – er äußert diesen Wunsch nicht. Die letztere Version erlaubt Geschenk-Aktivitäten, hat aber wohl geringere Spannungen, die erstere wirft größere Probleme (der Figuren und also reizvollere dramaturgische Möglichkeiten) auf. Die Marzipan-Schiene hat einen reizvollen Aspekt: Poldi kriegt sie alle zu fressen. Sie stellen sich leblos, sobald er die Marzipan-Figur gefressen hat. (Sowas wie Dorian Gray.) Da gibt es auch reizvolle Stellvertreter-Situationen, Puppen machen Puppenspiel, halten die Figuren hoch, die Poldi frisst. Der Vom-Marzipan-Satt-Effekt ist auch zu bedenken.

Ich möchte auch die Komponente einbinden: Alle auffressen heißt endlich Ruhe haben vor allen.

Spencers Ausgangsort (wobei die Schiene Hallo-Fährmann-Hausboot nochmal offenbleibt): Er weiß, dass Poldi Geburtstag hat (Oder fängt er mit Hallo an, und es kommt als Kataströphchen, dass er Poldis Geburtstag vergaß), sie wollen alle hingehen, bereiten Geschenke vor. Wieso gehen sie hin? Ohne eingeladen zu sein? Anfang per Visophon: Happy Birthday to you!, singen Spencer und Elvis und dabei merkt Poldi erst, dass er Geburtstag hat. Der Schlag in sein Kontor ist, dass Poldi immer nur seinen einen Wunsch hat, ich will dir fressen. „Da kann man doch nicht hingehen.“ Wer hat den Einfall mit dem Marzipan? Seine Zubereitung scheint nur bei Kasi in guten Händen zu liegen.

Poldi: „Also dann heute nachher.“
Spencer: „Er lädt uns alle ein, ist er nicht lieb? Hast du denn einen Wunsch?“ Poldi meint, für keine leiblichen Genüsse sorgen zu müssen, da sie ja doch gleich alle gefressen werden.

Jetzt wollen wir doch nochmal die Hallo-Fährte untersuchen. Fährmann ist veraltet, Fähre keineswegs. Hamburger Hafen-Fähren, Fähren in Dänemark, am Rhein. Holüber ist veraltet, wiederbe(tr)achtenswert.
Ein Hausboot bedeutet, wie auch immer, Wasser. Es könnte jemand übergesetzt werden wollen. Wer weiß um die Etymologie? Wohl nur Lexi. Er könnte ja gerade den Posten Hallo – holla bearbeiten. Er könnte das ausprobieren (!), die Anderen antworten dauernd (!), er könnte bei den Zwillingen (Wasser, Hausboot) eine Fähre vermuten. Vermuten ist ziemlich blöde. Aber das Hausboot könnte eine ehemalige Fähre sein. Der Wunsch, übergesetzt zu werden. Moment mal: Lexi probiert Hallo-holla am Wasser aus, dort sind die Zwillinge, die sich gestört fühlen. Spencer könnte auf Elvis’ Frage, wieso denn diesmal Holla abgehandelt wird, sagen, er wüsste das selber nicht, Lexi hätte ihm das gesagt. Bei Lexi ist niemand, zu den Zwillingen. Oder bei Lexi ist Lexi, der Rufen übt, dann geht. „Ich brauche Wasser dazu.“ Sowas Kurzes wäre für Spencer ziemlich enttäuschend. Dann Poldi alleine, zwischendurch immer wieder Lexi.

Quietschbeus: „Sag mal, Spencer, du quatscht doch heute über Wünsche. Also, wir wünschen uns Folgendes…“
Nepomuk, was wünscht du dir? – Gerümpel. – Aber du hast doch schon so viel Gerümpel. – Davon kann man nie genug haben.

Ich möchte in dieser Folge mal den Kasi weniger rumlaufen lassen. Lieber mal ‘ne Szene oder ein Song für ihn. Nun ja, der Rumrenner in dieser Szene ist Poldi. Kasimir und Nepomuk könnten alle Guten-Tag-Gesundheit-zum-Teufelchen…-Wünsche abhandeln. Der eifrige Kasimir, der verschlossene Nepomuk. Kasi könnte daraufkommen und -hinweisen, dass das alles Wünsche sind, für die man Galy nicht braucht. Nepomuk niesend wäre nicht schlecht.

Galaktika, meine Liebe, was könntest du denn machen? Ich möchte dich in dieser Folge mal nicht ansingen lassen. Auf der anderen Seite liegt nichts näher, als sie in Wunschsachen um Hilfe zu bitten. Aber nun gerade nicht. Ich halte dich für den Vertreter von „wunschlos glücklich“. Eher hält man sie dafür, aber sie ist es nicht. Poldi wird auch nicht vor einem Galaktika-Fraß zurückschrecken.

Nepomuk und Kasimir rufen vom Baum runter hinterher: „Was wünschst du dir denn?“ Poldi von unten: „Ach ja, hab ich ganz vergessen, ich will dir fressen, und dir auch, Nepomuk.“
„Da kann man doch nicht hingehen.“
„Nein, und wenn ein Löwe noch so nett sagt, ich soll ihn mal besuchen, – ich würde doch nie in seine Höhle gehen.“

Etwas mager bedacht sind noch die Quietschbeus. Für’s Teufelchen ist noch nichts eingefallen. Es könnte in folgenden Konflikt geraten: Es ist gut (böse), wenn alle gefressen werden. Aber es ist nicht gut (böse), dass Poldi dabei voll auf seine Kosten kommt.

Elvis findet in seiner Kartei, dass Poldi Geburtstag hat.

17.06. [1980]
Nochmal alles durchgelesen, Menge Zeug, teilweise, so scheint mir, recht brauchbar. Nun wäre eine Ordnung herzustellen. Dazu müsste man diese Seite vollschreiben, damit man auf der anderen damit neu anfangen kann.

Mod. 1
Hallo Leute – heute sprechen wir über Hallo und Holla – Hallo Leute, von… Heute sprechen wir über Wünsche.
Elvis: „Eben hast du gesagt, über Holla und Hallo.“
Man kann doch über das eine und das andere reden.
Das mit Hallo-Holla hat ihm Lexi gesagt, zu dem er schaltet.

Szene 1
Lexi übt in seinem Hause Hallo- und Holla-Rufen. Die Worte, bei denen er jetzt gerade in seinen Lexiklopädie-Arbeiten steckt. Aber er braucht Wasser und geht.

Mod. 2
Das ist ja ein recht enttäuschender Anfang, findet Spencer. Aber wenn er Wasser sucht, dann kann die Geschichte eigentlich nur beim Hausboot der Zwillinge weitergehen.

Szene 2
Lexi ruft bei den Zwillingen Hallo und Holla. Er beobachtet deren „Ja?“ eine etwas irritierend lange Zeit nicht, sodass die Zwillinge ihn schon für durchgedreht halten. Jetzt ist nur die simple Aufklärung zu simpel, auf der anderen Seite möchte ich es nicht zu lange hinausziehen. Wie ist jetzt Verquickung, Verzahnung herzustellen? Wohl nur, in dem die Poldi-Story schon angeleiert worden ist und hier hineinspielt.

Mod. 3
Also, nehmen wir mal an, der Elvis macht den Spencer auf den Geburtstag von Poldi aufmerksam, den er soeben auf seinem Geburtstagskalender entdeckt hat. Spencer ist erst ungehalten über die Störung, findet dann aber, dass Geburtstag und Wünschen eigentlich sehr gut zusammen passen. Er ruft Poldi per Visophon an und teilt dem Erstaunten mit, dass er, Poldi, heute Geburtstag habe. Zwischenfrage: Wieso weiß Poldi nicht, dass er Geburtstag hat? Wieso weiß er’s denn nicht, er kann es doch wissen, sich auf Elvis-Spencers „Happy Birthday“ hin bedanken und ankündigen, dass er gleich losgehen wird, um alle einzuladen für nachher zur Party. Haste denn ’n Wunsch? Ja, …
Zwischeneinfall: Poldi braucht nichts aufzutischen, weil er ja gleich selbst tischen wird. Damit irritieren die Frager den Poldi, bevor er seinen Wunsch geäußert hat.
Quietschbeus drängeln sich, nicht als erstes zu Poldi gehen zu müssen.
„Wer ist der Anführer?“
Alle: „Ich.“
„Der Anführer geht zuerst.“
Jetzt sind alle drei nicht mehr Anführer.

Poldi kommt nun zu Lexi + Zwillingen (Szene 2), dann zu Kasi + Nepomuk (Szene 3), blieben noch (Szene 4) die Quietschbeus (beim Üben zum Beispiel?)

Bleibt immer noch die Frage, wie denn nun Hallo zur Aufklärung kommt, ohne simpel zu sein, wie es sich mit dem einladenden Poldi verzahnen lässt. Natürlich gibt es rein verbale Lösungsmöglichkeiten: Über’s Wünschen, aber über Handlungsstänge wär’s schon schöner.

Moderationen
Sehe ich Elvis und Spencer dauernd in dicke, leise geführte Verhandlungen geraten – Spencer zwischendurch: „Hallo Leute, wisst ja nun, was Hallo heißt!“ – über die Fresserei von Poldi.

Szene 2
Moment: Lexi hat die Zwillinge mit seinem „Hallo“ genervt, jetzt kommt Poldi mit seinem „Hallo“. Die Zwillinge halten ihn wieder/weiterhin für Lexi und reagieren dementsprechend wütend. Das ist es wohl. Bleibt zu klären, wieso Lexi weg ist? Er könnte am Ufer weitergegangen sein. Lexi würde Poldi gerne als Fähre im Wasser haben. Ja: 1. „Hallo“ Lexi, geht weg. 2. „Hallo“ Poldi, lädt ein, geht. 3. „Hallo“ Lexi, kommt wieder. Zwillinge berichten.

„Wo ist der Poldi denn lang gegangen?“
„Da.“
„Werd ich mal da langgehen, damit er mich nicht auch einlädt.“

„Ach so, du bist das, Poldi.“
„Ja, ich bin das, und wisst ihr, was ich bin?“
„Ja, Poldi.“
„Nein, ein Geburtstagskind. Und ich wünsch mir was.“
„Ja, aber zuerst wünschen wir dir was: alles Gute, Glück und Segen.“
„Jaja, aber jetzt wünsch ich mir was. Kann ich doch an meinem Geburtstag.“
„Ja.“
„Und erfüllt ihr mir auch den Wunsch ganz bestimmt?“
„Ganz bestimmt. Was wünscht du dir denn?“
„Ich wünsch mir, dir zu fressen, und dir auch. Ganz bestimmt. Nachher auf meiner Party. Tschüss!“
„Hallo!“ Lexi.

Mod. 3
Folgt Moderation 3

Szene 3
Die bereits angedeutete Szene zwischen Kasi und Nepomuk. Sie wäre allerdings zunächst grundsätzlich zu motivieren. Aber vielleicht auch ganz einfach: Tag. Warum sagst du Tag zu mir? Gesundheit, Mahlzeit.
Lexi könnte mit weiteren „Hallo“ unten vorbeigehen und Aufklärung bringen. Dann kommt Poldi, Lexi rennt weg. Tag, Einladung, Segen, Fresswunsch, zum Teufel,…

Mod. 4
„Wir haben dir auch was Schönes mitgebracht.“
„Will nichts Mitgebrachtes, will euch.“
„Ja, wir haben uns dir mitgebracht.“

Szene 4
Auf diese geschickte Weise ist Lexi noch immer nicht eingeladen. Desgleichen nicht eingeladen, weil noch gar nicht in Erscheinung getreten, sind die Quietschbeus. Die singen den Wünsche Song, mal als richtige Nummer, Lexi singt mit, in dem er ab und zu Hallo oder Holla singt. Ansonst hält er sich hier versteckt, weil er Angst vor Poldi hat, der will ihn einladen und die Quietschbeus sicher auch, die freuen sich, erschrecken aber gleich darauf, dass Poldi sie alle bei dieser Gelegenheit fressen will. Dann kommt Poldi, sie sind dämlich genug, sich über die Einladung zu freuen, um dann über Poldis Wunsch mächtig zu erschrecken.

Ist es denn gut und richtig, dass sich Lexi hier versteckt? Da die Quietschbeus noch nicht eingeladen sind, ist Poldis Erscheinen doch zu erwarten, die Szene als Versteck also denkbar ungeeignet. Lexi steckt voll mit dem Wissen, dass Poldi einlädt, und dass er sich wünscht, alle zu fressen. Vorsicht vor der Doublette: bei Nepi-Kasi hat er Fressparty gesagt und damit eine falsche Aussicht erzeugt.

Vielleicht besser eine Szene bei Lexi, der sich daranmacht, seinen Holla-Artikel zu tippen, da kommt Poldi und lädt ihn ein.

Und hier bei den Quietschbeus? Die singen den großen Wünsche-Song, dann kommt Poldi, er sagt: 1. Dass er Geburtstag hat, Reaktion: „Happy Birthday“, 2. Dass er sie einlädt, Reaktion: „Happy Birthday“, 3. Dass er sich wünscht, sie zu fressen, Reaktion gezittert: „Happy Birth- Wä?“ Soweit, so gut, nicht gut ist, wenn das mit den Quietschbeus so bleibt, … Doublette bei Lexi. Welche Rolle könnte das Lied bei Lexi spielen? Wenn er’s deutsch sänge, und dies erst nach „Na, willste nicht was singen?“, was Poldi höchlichst irritieren würde, sodass er sowohl Einladung als auch Wunsch vergäße. Das Wort vergäße nicht gut. Welches denn? Folge wäre jedenfalls, dass er [Lexi] nicht zu Spencer käme, sondern angerufen würde. Er möchte doch kommen, er wüsste doch immer Rat. Beim Warten auf ihn, Marzipankartoffelkneten.

Lexi könnte Streit mit Poldi riskieren und behaupten, Poldi müsse sich, bevor er was sagt oder Wünsche äußert, sich erst hinsetzen und das Gratulationslied anhören. Wenn Lexi fertig ist, will Poldi reden, aber Lexi singt den zweiten Vers, der mit dem ersten identisch ist, bis es Poldi zu dämlich wird und er geht.

Mod. 5
In der Moderation 5 ergeht ein Rundspruch an alle: Kommt her, wir müssen beraten, wie wir das mit Popa, mit Poldis Party machen. Der nervöse Spencer knetet dauernd an einer Marzipan Kartoffel herum. Angesprochen darauf, sagt er, es sei Marzipan, und steckt sie in den Mund. „Sah aus wie du.“ – „Sag noch einmal, dass ich wie ‘ne Marzipankartoffel aussehe.“ – „Nein, umgekehrt, die Marzipankartoffel sieht wie du aus!“ Die Gefahr heißt: Wenn wir nicht zu Poldi gehen, kommt er und fordert die Erfüllung seiner Wünsche. Einfall (wessen?) aus Marzipankartoffeln Bilder seiner selbst zu formen. Nepomuk als Lehrmeister. So bewaffnet gehen sie alle zu Poldis Party.

Szene 5
Inhalt der Szene ist in groben Zügen bekannt. Noch unbekannt sind die Rollen von Galaktika und Teufelchen. Aber das Ende der Szene ruft eigentlich nach Galaktika: ein von Marzipan(- bildern oder -kartoffeln) überfressener Gastgeber Poldi schnarcht inmitten einer hungerndern Party, deren einzelne Mitglieder schon auf den Gedanken kommen, ihrerseits nun Poldi zu fressen. Das Teufelchen könnte das schüren. Zuerst ist es nur einer, am Ende hat es fast alle zu potentiellen Poldi-Fressern gemacht. Fast: Kasi ruft im letzten Moment nach Galaktika, die mit Sahnetorten kommt, von denen das Teufelchen ein Stück stibitzt oder als erstes von Galaktika eines bekommt, während die anderen das Teufelchen ja gar nicht sehen.

© P.P.

Pressefoto zu Viele Wünsche: Spencer hat sich von den Fernsehzuschauern
Marzipankartoffeln – seine Lieblingsspeise – gewünscht.
Darauf ging eine Rohrpostflut los: In jeder Patrone eine Marzipankartoffel.
Beim Anblick einer dieser Marzipankartoffeln, die Spencer nach seinem eigenen Ebenbild geformt hat, hat der herbeigerufene Lexi die rettende Idee.

Janniks Kommentar:
Im Juni 1980 schreibt Peter Podehl dieses unfrisierte Grundgerüst der Episode Viele Wünsche (006), basierend auf dem von ihm erdachten Thema Wünsche und Wunscherfüllungen, welches er bereits auf seiner dem NDR am 29. Januar übersandten Themenliste mit der einzeiligen Bemerkung „Poldis große Stunde.“ versehen hatte. Unter den insgesamt zwölf thematischen Vorschlägen dieser Liste befanden sich unter anderem auch schon Nachrichtenwesen, Transport und Verkehr (woraus die Folge Gummibärchen-Transporte wurde) und Einsamkeit – Gemeinsamkeit. Letzteres Thema bearbeitete er im Anschluss an die „Unfrisierten Wünsche“, aus denen wenige Wochen nach diesen handschriftlichen Aufzeichnungen Podehls vorletztes Drehbuch für die 1980er Staffel von Hallo Spencer entstand. Fertiggestellt am 7. Juli wurde es vom 1. bis 4. September 1980 im Atelier 4 des Studio Hamburg unter seiner Regie als die erste Folge der neuen Staffel verfilmt. Während man in den Tonndorfer Studios noch die letzten der 1980er-Episoden fertig produzierte, wurde Viele Wünsche bereits am 24. Oktober um 18 Uhr im NDR/RB/SFB, sowie im WDR und HR erstausgestrahlt. Die Geburtsstunde des traditionellen wöchentlichen Sendetermins am Freitagabend.

© Jannik Graf