Nur Einer
Kurzfilm nach einer Idee von Gianni Fenu
Drehbuch von Peter Podehl
Nicht nummerierte Fassung vom 4.6.2005
Alle Rechte bei:
Peter Podehl
©
___/ Totale:
Haltestelle an einer Asphalt-Straße mit weißer Bemalung, die die hochstehende Sonne kräftig reflektiert, in offensichtlich unbewohnter Gegend. Eher Wüste, sehr magerer Bewuchs, ein paar Sträucher, keine beachtenswerten Bäume.
/Keine Musik. Sehr zurückhaltende Geräusch-Atmosphäre von den paar Vögeln, die in den Büschen hausen, von Grillen, die im spärlichen Gras zirpen./
Ein Mann steht da, ein wenig entfernt von der Haltestelle. Weiße Haare, eierschalenweißer eleganter Anzug, nicht ganz passende Turnschuhe, Tuch um den Hals, langer weißer Schal um die Schultern, weißer Strohhut mit breiter Krempe auf dem Kopf. Mit langsamen Bewegungen schaut er die Straße rauf, die Straße runter, denkt offensichtlich nach, schaut auf die Armbanduhr.
/Das Handy klingelt in der Tasche./
Der Mann fieselt es aus der Jackenaußentasche und meldet sich: „Ja? Ja. Ja. Nur der eine. Klar. Ja. Ja, ich bin vor Ort.“ Das weist er empört von sich: „Verspätung – ich doch nicht! Ach so: der eine – nun ja. Hab ich was anderes zu tun? Nein. Ja. Er kann kommen. Ja, Ende. Was? Ja, gespeichert, natürlich.“ Er tippt routinemäßig auf dem Handy rum, holt sich das Bild eines jungen Mannes auf das Display
____/ Handy-Display groß:
(der spätere Autofahrer). Der ältere Herr schaltet das Handy aus und steckt es
____/ Rücksprung in die Anfangseinstellung, dann 360°-Schwenk als Standortbestimmung:
in die Tasche. Er schaut und wartet. Es dauert.
Dann greift er in die Jackett-Innentasche und holt ein elegantes querformatiges Adressbüchlein raus, in dem er zu blättern anfängt, ohne zunächst erkennbar zu lesen.
Hier beginnt der große 360°-Schwenk über die eher lebensfeindliche Umgebung, wobei der Mann aus dem Bild geschwenkt wird: kaum etwas Bemerkenswertes, die Straße führt auch auf der anderen Seite mit weißer Bemalung in irgendwelche Fernen. Hügel, aber überhaupt nicht idyllisch; kein Ort, kein Kirchturm, nicht mal eine Kirchturmspitze ist an irgendeinem Horizont zu erkennen. Die Frage, wieso es hier eine Haltestelle gibt, könnte auftauchen, wäre aber nicht zu beantworten.
Im Laufe des Schwenks zoomt die Kamera unmerklich auf nah, so dass er auf dem Kopf des Mannes groß endet, der in dem Adressbüchlein liest. Mit dem Büchlein hält er sich fast die Augen zu: extrem kurzsichtig. Er blättert nochmals um, schaut die Straße – die jetzt nicht im Bilde ist – rauf und runter, liest sehr kurzsichtig, schüttelt fast unmerklich den Kopf, blättert, liest.
/Beginnend aus großer Entfernung: Motorengeräusch. Ein Auto nähert sich./
Der Mann hebt den Kopf, schaut, erkennt das Auto, das aus der Richtung kommt, die der Haltestelle gegenüberliegt. Er steckt das Büchlein mit nicht erklärbarer Schnelligkeit und Nervosität ein. „Hähä!“ macht er sehr zynisch mit schiefen Lippen. Zunächst sehr erklärungsbedürftig ist das. Nicht sympathisch, eher böse.
____/ Schwenk
mit dem sich nähernden Auto, beachtliches Cabriolet, offen, aus ziemlich großer Entfernung. Je näher es der Haltestelle kommt, – die erst am Ende des Schwenks ins Bild gerät -, desto deutlicher fängt es an zu tuckern und zu muckern und zu stottern, wird immer langsamer, bleibt schließlich
/mit ziemlich lauter letzter Fehlzündung/
stehen.
Der Fahrer, ein sympathischer junger Mann, (bekannt vom Foto auf dem Handy) startet sofort wieder, aber vergeblich, und er ruft laut: „Scheiße!!!“
____/ Schwenk
mit dem älteren Herren, der eine zufriedene Miene aufgesetzt hat, zum Auto, zur Autotür, wo er fragt: „Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen?“
Der junge Mann ist zunächst erfreut: „Ich müsste in einer knappen Stunde bei einem Kunden in der Stadt sein.“
Sehr undurchsichtig grummelt der ältere Herr: „In einer knappen Stunde, jaja…“
Der junge Mann schaut sich um: „Haben Sie denn ein Auto?“
Der ältere Herr, unbefangen: „Nein.“
„Wie wollen Sie mich denn dann mitnehmen?“
Der Alte grinst dünn: „Machen Sie sich keine Sorgen: Ich kann immer wen mitnehmen. Öffnen Sie bitte die Motorhaube.“
„Sie sehen nicht wie ein Automechaniker aus.“
Der ältere Herr ist recht unerbittlich: „Machen Sie die Motorhaube auf.“
Der junge Mann öffnet leise kopfschüttelnd die Verriegelung und will aussteigen.
Der Alte wehrt ab: „Nein, Sie bleiben sitzen und starten, wenn ich es befehle.“ Er öffnet die Motorhaube.
____/ Aus Sicht des Fahrers, schräg von unten durch die Windschutzscheibe auf die geöffnete Haube:
Das Auto (als Requisite) muss das Folgende ermöglichen:
Die Hände des älteren Herren erscheinen über der Haube, er streift sich die Ärmel hoch. Dann verschwinden die Hände, kommen aber gleich wieder hoch und ziehen sich Gummihandschuhe an, dann verschwinden die Hände nach unten aus dem Bild.
Dann kommt sein Ruf aus dem Off: „Starten!“
Der junge Mann dreht den Schlüssel. Vergeblich.
Aus dem Off: „Nochmal starten!“
Der junge Mann wiederholt den Vorgang. Wieder vergeblich.
Aus dem Off, sehr selbstverständlich: „Rechter Winker.“
Der junge Mann, denn doch erstaunt: „Was? Ich habe einen Motorschaden!“
Aus dem Off, Spuren ungehalten: „Rechter Winker!“
Der junge Mann betätigt achselzuckend den rechten Winker-Blinker.
Aus dem Off: „Starten.“
Der junge Mann tuts kopfschüttelnd. Vergeblich.
Aus dem Off: „Rechter Winker weg, linker Winker raus.“
Der junge Mann gehorcht: „Wir sind hier doch nicht beim TÜV!“
Aus dem Off: „Starten.“
Der junge Mann dreht den Schlüssel: Der Motor springt ganz kurz an, stirbt aber nach zwei Sekunden wieder kläglich ab.
Das Gesicht des älteren Herren erscheint oberhalb von der Motorhaube – wie er dahin kommt, weiß kein Mensch – selbstzufrieden grinsend: „Na?“
_____/ Gegenschnitt auf den jungen Mann, schräg von oben:
Der junge Mann ist nicht beeindruckt: „Naja, aber – der Motor muss wieder laufen! Was solls? Ich zweifle, dass Sie überhaupt eine Ahnung haben.“
____/ Wieder Gegenschnitt, schräg von unten:
Der ältere Herr macht wieder sein maulschiefes typisches: „Hähä!“ und verschwindet von oberhalb der Motorhaube.
Aus dem Off fragt er: „Haben Sie einen Wagenheber?“
Der junge Mann: „Ja, natürlich. Wieso?“
Aus dem Off: „Wir müssen den Wagen mit dem Wagenheber heben.“
____/ bis ____/ Schnitte hin und her:
Dem jungen Mann wirds langsam zu dumm: „Warum denn das?“
Aus dem Off, wenig gnädig: „Soll ich Ihnen helfen?“
Der junge Mann: „Ja, schon, aber -“
Aus dem Off: „Also müssen wir den Wagen mit dem Wagenheber heben.“
____/ Unter diesem Dialog irgendwo reinschneiden:
Eine junge Frau kommt auf einem Fahrrad in ziemlichem Tempo zum haltenden Cabriolet gefahren. Darauf achten, dass die Nähe zum Schauplatz deutlich wird! Also ähnlich wie der Schwenk mit dem tuckernd ankommenden Cabriolet.
____/ bis ____/ Wieder Schnitte hin und her:
Der junge Mann: „Einen Wagenheber braucht man bei einer Reifenpanne. Ich habe einen Motorschaden!“
Aus dem Off, übersprudelnd rasch: „Panneschaden – Schadenpanne… Panne ist Panne und Schaden ist Schaden und Schaden ist Panne und Panne ist Schaden. Wozu haben Sie einen Wagenheber, wenn Sie den Wagen nicht heben? Linker Winker!“
Schnittfolge endet auf dem jungen Mann:
Der brummt sehr ärgerlich: „Der hat se nicht alle!“ Er wendet sich wütend zum Aussteigen.
_____/ Totale von außen:
Wütend stößt er die Tür auf und ebenso wütend und rasch steigt er aus, mit Blick und Körperhaltung nach vorn, zum Motor orientiert.
/Schrilles, erschrockenes, kurzes Fahrradgeklingel, ein Schrei der jungen Frau./
Das Fahrrad trifft den jungen Mann voll in die Seite, sein Kopf schlägt sehr heftig gegen das Glas der Autotür, trotz
/quietschender Fahrradbremsen./
Der junge Mann geht, spiralförmig sich drehend,
/vor Schmerz laut schreiend/
zu Boden, als habe ihn eine gerade Rechte am ungeschützten Kopf getroffen.
Das Mädchen hat sich geschickt mit einem Sprung aus dem Unfall gerettet.
Das Fahrrad kippelt und fällt auf den jungen Mann, das Vorderrad dreht sich noch.
(Alternative: Ließe sich auch in zehn sehr kurzen Schnitten auflösen, schafft sicher mehr Tempo: _____/ bis _____/)
_____/ Groß:
Das entsetzte Mädchen schaut nach unten auf den Verletzten, verschwindet nach unten aus dem Bild.
____/ Nah:
Der ältere Her, noch bei der Motorhaube, – ihm flackert Befriedigung über die Augen, schiefmäuliges sehr leises: “Hähä…!“ Er geht Richtung Tatort aus dem Bild.
_____/ Zweier:
Das Mädchen kniet in großer Aufregung vor der Brust des jungen Mannes, der die Augen geschlossen hat und dem die Nase heftig blutet. Sie haut mit Schwung das Fahrrad weg.
Die Beine des älteren Herren treten dazu.
Das Mädchen sucht nach blutstoppendem Textil, greift nach dem einen Ende des Schals, den der ältere Herr trägt, zerrt daran.
____/ Nah:
Der Schal sollte sich so verfilzen, dass er den älteren Herrn würgt. Er krächzt: „Häh!, ich doch nicht!“
Er macht sich frei vom Schal und schmeißt ihn runter.
___/ Wieder Zweier:
Das Mädchen versucht, mit dem Schal das Blut zu stillen, sie feuchtet ihn mit Spucke an, rubbelt, nicht gerade zartfühlend, brabbelt dabei: „Und ich bin Schuld! Ich habe keine Ahnung von Erster Hilfe!“ Bang fragt sie nach oben: „Mund-zu-Mund-Beatmung?“
_____/ Nah schräg von unten:
Der ältere Herr ist irritiert, zuckt die Achseln, schüttelt dann den Kopf.
_____/ Wieder Zweier:
„Doch!“ sagt das Mädchen und haut ihren Mund auf den Mund des jungen Mannes.
Der ächzt und sagt sehr undeutlich: „Was es ist…“
Das Mädchen, erregt, weil es nicht versteht: „Was?“
Der junge Mann wiederholt etwas deutlicher: „Es ist, was es ist…“
Sie wiederholt, völlig verständnislos: „Waas?“ Sie schaut wieder zum älteren Herren rauf: „Also, wenn er quatscht, kann ich doch aufhören mit der Knutscherei!“
_____/ Wieder von unten:
Der ältere Herr verzieht den Mund zu einem undurchsichtigen Lächeln; er scheint eher gegen das Knutschen zu sein.
_____/ Wieder Zweier:
Sie schüttelt den jungen Mann an der Schulter. Der verzerrt sein Gesicht vor Schmerz und schreit: „Auaaa!“
Erschrocken lässt sie von ihm ab: „Entschuldige! Wie kann ich dir helfen?!“
Reichlich verwirrend ist das, was er ziemlich prompt wie eine Antwort sagt: „Es ist, was es ist, sagt die Liebe…“
Sie jammert: „Ich habe ihm seinen Grips zerdeppert…„
Von ihm kommt eine recht unerwartete Bitte: „Noch son Kuss!…“
Sie wehrt entschieden ab: „Nee! Wieso? Mund-zu-Mund brauchst du nicht mehr. Du atmest doch prima. Kannst du aufstehn?“
Aber er ist verbissen verliebt: „Es ist Unsinn, sagt die Vernunft. Es ist, was es ist, sagt die Liebe…,“
Sie kann mit diesen Fragmenten wenig anfangen: „Ich fahr dich ins Krankenhaus.“
Er kommt immer mehr zu sich: „Ich muss dir ein Geständnis machen…“
Sie reagiert rasch, sehr verdeckt verliebt: „Du bist verheiratet!“
„Was? Nein.“
„Sonstwie verschweißt?“
„Was? Nein. Ja. Verschweißt mit dir – möchte ich – aua! – möchte ich sein.“
„Was?“
„Es ist unmöglich, sagt die Erfahrung. Es ist, was es ist, sagt die Liebe.“
Sie wird leise ungeduldig: „Was redest du denn da dauernd für Zeug?“
„Erich.“
„Wer ist Erich?“
„Fried, der Dichter, Gedicht von Erich Fried: Es ist, was es ist, sagt die Liebe…“
Sie versucht klarzustellen, aber ihre erfreute Miene straft sie schon Lügen: „Hör mal, Junge: Du kannst dich nicht in ein Mädchen verlieben, das dich beinah zu Mus gefahren hätte.“
„Kann ich wohl!“
„Du weißt doch, was die Liebe auch ist.“ Sie betont das ‚auch‘.
„Nee, wasn?“
„Gefangenschaft. Wie fühlst du dich?“
Als antworte er auf den vorhergehenden Satz: „Naja, gefangen-verliebt eben…“
____/ Groß:
Recht plötzlich lächelt sie sehr schön und bekennt. „Ich bin auch nicht verschweißt – anderswo.“ Schnell ein anderes Thema: „Wir müssen zur Polizei, meine Schuld protokollieren.“
_____/ Groß:
Er: „Nein, meine Schuld protoko-dings…“
_____/ Groß:
Sie besteht darauf: „Meine! Ich bin Schuld, dass wir einander kennen gelernt haben…“
_____/ Groß:
„Nein, meine! So plötzlich die Autotür aufreißen, ohne sich vorher im Rückspiegel vergewissert zu haben, dass -, und so… Längere Sätze fallen mir noch schwer…“
_____/ Wieder Zweier:
Sie will wissen: „Lässt du mich an dein Steuer?“
Er grinst ein bisschen lasziv: „An mein Steuer – ja, mit Wonne!“
„Spar dir deine Wonne – für später. Ich gehe davon aus, dass du fahruntüchtig bist.“
„Geh mal davon aus, ja. Wieso bist du unverletzt?“
„Ich bin im Turnverein. Brauchst du meine Hilfe zum Aufstehn?“
Er flirtet recht unverschämt weiter, spielt den Hinfälligen: „Ja, viel – ganz viel Hilfe!…“
„Schwindler bist du auch!“
„Ja, habe ich – ganz schwimme Schlindelan- äh also Anfälle, Schwindelanfälle, ganz schlimme…“
/Mit sehr unrealistischem Hall wird im Off die Motorhaube zugeschlagen./
Die Beiden schauen erschrocken hin.
_____/ Totale, aber ohne das Päärchen, dann Schwenk:
Der ältere Herr prüft, ob die Motorhaube gut zu ist, dann zieht er seine Gummihandschuhe aus, lässt sie in hohem Bogen wegfliegen.
Schwenk zum Päärchen:
Er ruft: „He, der Wagen ist doch noch gar nicht…“ Er steht etwas mühsam auf, tut alles noch ein bisschen weh: „Aua, – äh – naja, ich muss mich setzen…“ Er will auf den Fahrersitz.
Aber sie hindert ihn: „Nein, du drüben. Du hast gesagt, ich darf fahren.“
_____/ Etwas totaler:
Er geht um das Auto herum: „Ja, aber der Wagen ist ja nicht – mein Geständnis…“
Sie wuchtet ihr Fahrrad auf die hinteren Ledersitze, ohne recht aufzupassen, ob sie dem jungen Mann nicht was antut.
Er ist etwas empört: „He, das ist Schweinsleder, echt!…“
Sie schnippt ans Schutzblech: „Und das ist Blech!, auch echt!“
Sie setzt sich ans Steuer und sucht nach dem Zündschlüssel, der steckt.
_____/Zweier von vorne:
Er: “Jetzt kommt leider die dicke Enttäusch-“
Sie hat angelassen. Der Motor läuft.
Er ist höchst erfreut: „Hoho!…“ Er ruft zum älteren Herrn: „He, verstehen Sie das?“
_____/ Nah:
Der ältere Herr sagt ziemlich undurchsichtig: „Ja – verstehe ich – ja…“
_____/ Nah:
Der junge Mann ruft fröhlich: „Sie waren doch besser, als ich dachte! Vielen Dank und Ciao!“
_____/ Schwenk
über den Rücken des älteren Herren mit dem rasch davonfahrenden Auto.
_____/ Ziemlich total:
Recht einsam und verloren steht der ältere Herr auf der Straße und schaut den Davonfahrenden nach. Er murmelt: „Besser, als er dachte…!“
/Sein Handy klingelt: sehr ungewöhnlich dringend, als werde es von ungeduldiger Hand betätigt./
Der ältere Herr zuckt beim ersten Klingeln zusammen und holt dann das Handy aus der Tasche. Er krächzt ziemlich unglücklich: „Hallo? Ja… Ja… Ja…“ Er hält das Handy von seinem Ohr weg, weil er offenbar lautstark ausgeschimpft wird.
/Sicher komisch, wenn aus dem Handy ein unverständlicher Schimpfstrom quillt./
Der ältere Herr sagt zwischendurch immer mal wieder ins Handy: „Ja…“, hält es dann wieder auf Distanz.
____/ Ransprung auf nah:
Der ältere Herr krächzt: “Ja…“ Dann setzt er zu einem Satz an, den er aber erst nach einer Weile loswird: „Könnte ich nicht – Könnte ich nicht – Könnte ich nicht auf – Ja… Könnte ich nicht auf Standesbeamter umgeschult werden…?“
/Empörter Wortschwall aus dem Handy./
Der ältere Herr will beschwichtigen: „Jaja, ist ja gut, war ja nur ein Vorschlag… Ja… Also, ich finde, dass ich mir sehr viel Mühe gegeben habe. Wenn die Liebe dazwischenfunkt, kriege ich doch immer Ärger!… Ja… Fast hätte ich euch das Mädchen geliefert, aber die war ja im Turnverein…“ Er ist erstaunt: „Warum?… (Er betont dieses zweite ‚Warum’:) Warum soll ich zur Haltestelle gehen?“ Er kriegt einen kleinen Schreck: „Was? Ein Bus?“ Er schaut die Straße runter und geht rasch zur Haltestelle: „Klingt gut. Hoffentlich ist er voll… Ja gut. Nur einen. Bleibt dabei. Aber wenn er voll ist, habe ich ne Menge Auswahl. Der Bus kommt. Ende.“ Er schaltet das Handy aus und steckt es in die Tasche.
____/ Schwenk
mit dem etwas altersschwachen Bus zur Haltestelle, wo er
/mit quietschenden Bremsen/
anhält.
Der ältere Herr steigt ein, nachdem die Eingangstür aufgegangen ist.
_____/ Bus innen, vorne beim Fahrer zum Bezahlen:
Recht unaufmerksam ist der ältere Herr beim Bezahlen, weil sein Blick sehr abschätzend über die Fahrgäste schweift. Er brummt, kopfnickend: „Sag ich doch: ne Menge Auswahl…“
Der Busfahrer mag die vermeintliche Schusseligkeit nicht so gerne, leise ungeduldig: „Noch zwanzig.“
Der ältere Herr: „Was? Ach so.“ Er legt noch eine Münze auf den Zahlteller, nimmt den Fahrschein: „Danke.“ Dann wendet er sich ganz den Fahrgästen zu.
Durch das etwas unsanfte Anfahren des Busses, wackelt er ganz schön rum und sucht nach einem Haltegriff, findet einen. Dann wieder der unverwandte Blick über die Fahrgäste.
____/ Gegenschnitt mit Schwenk und Vofahrt-Zoom:
über die Fahrgäste. Nur sehr wenige lesen, die allermeisten schauen zum älteren Herren, Richtung Kamera, sehr neugierig, einige Damen schon fast verliebt samt einladendem Lächeln… Zwei oder drei halten dem Blick nicht stand und schauen gschamig wieder weg. Dann wieder hin… Zoom endet auf einem Gesicht: Nur Einer.
____/ Wiederum Gegenschnitt:
Der ältere Herr grinst, nicht rundweg sympathisch. Dann lässt er sich etwas unvermutet mit eleganter Drehung in einen Sitz in der ersten Reihe fallen und macht: „Hähä…!“
_____/ Außen von der Straßenmitte:
Der Bus fährt davon, davon, davon…
/Gianni weiß da eine Musik…/
/Langsame Abblende…/