Armin Maiwald erzählt

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Die Sache mit dem “Du”

und

“Macht doch, was ihr wollt!”

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Ich war eine ganze Weile Assistent bei ihm, später dann ‚Kollege’, abwechselnd in der Regie haben wir ja dann zusammen die ersten Folgen von „Hallo Spencer“ gemacht.

Und obwohl wir ziemlich lange zusammen gearbeitet und uns wirklich gut verstanden haben, ist es nie zu einem vertraulichen „Du“ gekommen. Was in diesem Beruf schon ziemlich selten ist. Bei den meisten Produktionen duzt man sich nach allerkürzester Zeit. Da ist es fast schon ‚anrüchig’, wenn jemand mit „Sie“ angesprochen wird. Da denkt man unwillkürlich: jetzt ist Ärger im Busch.

Ich kann mich über die ganze Zeit aber an niemanden erinnern, mit dem sich Peter Podehl geduzt hätte. Andererseits haben ihn alle ausnahmslos aber auch immer respektvoll mit „Herr Podehl“ angeredet. Nicht mal zwischen Peter René Körner und ihm gab es das. Dabei haben die beiden doch unendlich viele Sendungen gemacht.

Eine Winzigkeit, die häufig vorkam, ist mir noch in Erinnerung geblieben:

Das meiste war damals ‚live’ oder wurde wie ‚live’ aufgezeichnet. Das Schneiden der Magnetaufzeichnungen war zu Anfang gar nicht so einfach. Es gab also die Stellproben mit der Kamera, dann die Durchlaufproben und schließlich wurde dann aufgezeichnet. Und wie immer kamen kurz vor der Aufzeichnung noch Leute und wollten etwas ändern, am Licht, am Ton, am Kostüm, an was auch immer.

Peter Podehl hörte sich das alles geduldig an, entschied dies und jenes bei den ersten 5, 6 Änderungsvorschlägen oder Wünschen. Irgendwann schien er es aber dann dicke zu haben, dann sagte er nur noch: Ach, macht doch, was Ihr wollt. Und verzog sich in den Regieraum. Dann war Ruhe im Karton. Manchmal, heute, wenn mir bei einer Produktion der Boden unter den Füssen brennt, fällt mir das wieder ein, und es ist auch schon vorgekommen, dass ich plagiiert und selbst gesagt habe: Dann macht doch, was Ihr wollt.

Claudia an Armina Maiwald:

Die Sache mit dem DU scheint irgendwie überall ein Thema gewesen zu sein.

Mein Vater erzählte mir mehrmals die Geschichte vom Spencer-Team, wo er alle mit du anredete, und alle mit Sie konterten. Das wunderte ihn, aber es schien irgendwie auch nicht möglich, das zu ändern.

Er sprach darüber auch mit meinem Bruder, der dann sagte: “Das musst du akzeptieren, das ist ihre Art der Achtung und der Liebe zu dir.” Und so blieb es dann.

Ich gehöre eher zu den unkomplizierten Italienern, die auch selten Sie zueinander sagen, weshalb ich ziemlich bald alle Spencers ohne größere Formalitäten geduzt habe. In diesem  Sommer (2010, also kurz vor seinem Tod) in Berlin trafen wir uns mit Achim und Lorenz, und da kam dann das du auch zu meinem Vater problemlos über die Lippen.

Und eine Frage: Kam es denn dann, wenn er sagte: macht doch alle was ihr wollt, zu einer sendereifen Aufzeichnung?

Armin Maiwalds Antwort:

Natürlich kam es dann zu einer sendereifen Aufzeichnung, jedenfalls wenn nicht eine Riesenpanne passierte und jemand mit der Kamera in die Dekoration knallte. Nein, der Spruch hatte etwas Sonderbares: man wusste nie so ganz genau, sollte das jetzt ein Scherz sein oder war das ernst gemeint. Irgendwie war es für alle ein Signal: So, jetzt ist Schluss mit lustig und mit Änderungen, jetzt wird das so gemacht, wie bis hierher geprobt. Jedenfalls zogen dann alle den Schwanz ein, trollten sich, und wenn noch unbedingt was geändert werden musste (z.B. am Licht), dann taten sie das, ohne ihn weiter zu nerven.

Und noch mal zum ‚Du’: Bei ‚Spencer’ zum Beispiel hat er ja häufig gesagt: „Du, Poldi, mach das doch ein bisschen weiter rechts“, wobei er damit die Figur und nicht die Person des Spielers ansprach. Ich glaube, so haben die das auch verstanden. Auch bei ‚Kasper und René’ war das so. Und ich glaube, das „Herr Podehl“ war sicher eine Art Ehrfurcht im guten Sinne, er strahlte einfach eine Autorität aus, die jeder akzeptierte.

© Armin Maiwald, Oktober 2010

Der Spencer-Geschichtenerzähler

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Peter Podehls “Unfrisierte Gedanken” von April 1980