Die Puppenspieler berichten

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Die Puppenspieler berichten

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Was mir die Puppenspieler schrieben, als ich ihnen mitteilte, das Peter Podehl gestorben war und sie gleichzeitig bat, fröhliche Begebenheiten zu berichten:

Martin (Kasi)
Bremen, 11. Oktober 2010
Auch wenn die Nachricht so traurig war, liebe Claudia, danke ich Dir doch für Deine wunderbaren Zeilen über Peter und für Peter und für uns, die mit ihm so viel verbinden.
Danke für all die Namen, die uns übermitteln, dass Peter in allerbester liebevollster Gesellschaft war in seinen letzten Tagen, so wie in der Zeit davor. Und das waren wir ja auch, wenn er uns mit seiner Arbeit und seinem Zusammensein beglückt hat.
Wie schön, dass ich Peter Podehl (von dem ich schon zuvor als „Veteran des deutschen Kinderfernsehens“(?) wusste und den ich ja 1983 als Besucher bei Dreharbeiten für „Lemmi und die Schmöker“ in Köln kennengelernt hatte) ab 1988 sechs Sommer lang im Studio Hamburg als humorvollen und zugewandten Regisseur erleben durfte. Ihn, den einzig wahren HALLO SPENCER-Regisseur und natürlich Drehbuchautor, dessen wortverspielter Humor mir so sehr verwandt war. Als Martin und KASI* im Baumhaus gleichermaßen (*ob mit oder ohne Bollerwagen) habe ich es genossen, wenn seine ernst-heitere Parole „Arbeeten!“ durchs Runddorf tönte und er am Ende der Drehzeit mit kleinen Devotionalien und der rhetorische Frage „Wie haben wir das bloß gemacht?“ beschenkte. Und der Antwort drauf: „Mit lauter Liebe.“
Im letzten Mai wollte ich gemeinsam mit Karime Peter in Mandela besuchen. Immerhin: sie hat es geschafft, ihn in einem Kurort im Bayrischen Wald (?) (Bayrischzell; Anm.v.Claudia) zu treffen. Alles andere war aufgeschoben …
Nun verbinden uns die Erinnerungen an die herrliche, prägende, inspirierende HALLO SPENCER-Zeit – über die wir Puppenspieler-Kollegen, längst in alle Winde verstreut, in diesen Tagen wieder plaudern werden.
Ich denke an meinen Besuch in der Aretinstraße in einem der letzten Sommer, die Peter in München verbracht hat. An jenen Ausflug in einen großen Biergarten im Süden Münchens. An unser unverhofftes ”Hallo Spencer”-Treffen in Bamberg (zum Synchronsprechen für die Heidepark Soltau-Show) …
Peters kleine Geschichte über den Knick-Erfinder nehme ich als sehr passenden Gruß mit in meine Theaterarbeit. Ich probe gerade für ein Stück*, in dem ich alleine Sohn und Mutter in einer Begegnung spiele, die im Altenheim stattfindet. Die demenzkranke Mutter hat große Freude, zungetastenderweise an dem Knickhalm ihres allsonntäglichen Kakaos zu saugen, und sagt: „Der so etwas erfunden hat, der verdient eine … Medaille.“ Und damit meint sie sicherlich nicht nur den Kakao- sondern auch den Knick-Erfinder.     (* DU BIST MEINE MUTTER von Joop Admiraal, 1981)
Alles alles Gute für Euch, die große Peter-Podehl-Familie
sendet aus Bremen:  Martin.
Martin Leßmann  –   Schauspieler  Regisseur  Autor  –  Leßmanns Lese- und Erzählkabinette

Karime (Mona)
bezeichnete ihn als
“praktizierenden Pazifisten”

Und dann schrieb sie:
Liebe Claudia,
ich danke Dir.
Ich war nicht überrascht, habe schon die Woche vorher damit gerechnet und so gehofft, dass Peter es gut hat. Und er hatte es gut, sehr gut. Ich bin sehr traurig, wie wir alle, irgendwie gibt es Menschen, die man auf eine gewisse Weise für ewig hält und das ist wohl auch so. Was hatte er für ein Glück mit Euch allen, Dir voran! Das freut uns alle so sehr und ist ein ganz wichtiger Punkt für uns “Poppenspeeler”. Und wir sammeln Geschichten, aber sicher, die purzeln jetzt schon so raus, ich habe gestern mit Achim so gelacht, Du glaubst es nicht. Und ich bin so froh, dass ich in Bayrischzell war und Achim in Berlin mit Lorenz. Achim hat mit den meisten gesprochen und sie angerufen, Konferenzschaltung eben. Podehlchen war unser Allerliebster, immer, das war bekannt, keiner hat versucht, daran zu klingeln.
Wir machen was.
Weil wir ALLE ihn immer so verehrt haben, ihn so lieb hatten, das war ja auch so leicht.
Danke, dass Du und Ihr das alles gemacht habt.
Wir machen was Schönes.
Ja.
Ich weiß, Du kriegst jetzt so viel Post, deshalb brauchst Du bitte auch NICHT zu antworten, ich melde mich wieder.
Und Ihr bekommt noch ein Enkelchen, wie süß! Das ist tatsächlich wunderbar, alles existiert nebeneinander.
Das war doch keine Beileidsbekundung, oder? Ich habe mir Mühe gegeben.
Nach Frankfurt-Messe und Nachbereitung geht’s morgen bis Sonntag nach München zu meiner lieben sehr kranken Freundin in die Klinik. Wer weiß. In Rom in Eurer gemütlichen Wohnung habe ich Tiziano Terzani gelesen, das war so gut. Alles Weitere bald.
Seid umarmt, große wunderbare italienische Familie Podehl, liebe Claudia.
Alles, alles Liebe für Euch,
Karime

KARIME VAKILZADEH
Mail       info@karime.de –  www.karime.de – Hebbelstraße 6 – 22085 Hamburg

Achim (Spencer)
Ach, liebe Claudia,
die Tränen trocknen, Erinnerung läßt uns lächeln – und dann ist er eben doch da, so, wie er immer da war, solange ich ihn kenne : immer wieder im Bewusstsein, wenn Situationen, Aufgaben, Auseinandersetzungen ein Gegenüber verlangten, das Respekt, Geduld, Weisheit, Humor und auch heiligen Zorn einbringen konnte, um ein gemeinsames Tun voranzutreiben…. So habe ich mit ihm gelebt, nachdem sich die große Spencerfamilie auflöste, so hab ich ihn oft genug vermisst.
Ich hab die “Spencer- Rohrpost und Konferenzschaltung” in Gang gesetzt und Gelegenheit gehabt, mit allen aus dem Dorf -bis auf Maria- zu sprechen:
Gelegenheiten, zusammen zu erinnern, zu weinen, zu lachen ….. aber, ach, liebe Claudia, ich hätt ihn eben doch so gern nochmal in den Arm genommen, ihm gesagt, wie dankbar ich ihm bin für diese Zeit, die wir in Hamburg erlebt haben, in der wir uns als Menschen zusammengerauft haben, wie wir sie in anderen Zusammenhängen kaum noch sein können. Doch ich denke, er wußte, wie sehr wir ihn hoch schätzten und liebten. Nach unserem Berliner Treffen wär ich am liebsten hinter Euch her geflogen – denn diese Umarmung zum Abschied hatte mir zu viel Endgültigkeit….Und ich hätte ihn so gern noch in Eurem Kreis erlebt, in Eurer großen wachsenden Familie, dort, wo er sich würdig und liebevoll begleitet und beheimatet fühlte…..
Mit Karime hab ich noch geplant, ob wir gemeinsam … oder ich später…ach, ja.
Ich habe Mitte letzter Woche in meiner Kamera – die natürlich längst nicht so gut ist wie die von Gianni!!!!!- nach den Berliner Photos gesucht :
es sah aus, als wären sie dabei, zu verschwinden! Dunkel und kaum identifizierbar! Habe aber dann noch ein wenig gerettet – mit Hilfe des Windows-Picture-Programms – um sie ihm zu schicken: ein bisschen grobkörnig, tja, und ein bisschen spät….
Ich häng sie Dir an diese Nachricht.
Ihr Lieben, ich umarme Euch und bleibe Euch verbunden!
Euer Achim

Eva (Lisa)
Liebe Claudia und Familie,
ich habe eine Weile gebraucht, bis ich was schreiben kann. Ich habe oft an Peter gedacht, aber mich an das Telefonat erinnert, bei dem ich so in den Hörer brüllen musste, und Peter mich dennoch nicht verstand. Ich bereue, nicht öfter geschrieben zu haben. Er ist in meinem Herzen und dass ich für ihn pure Liebe empfinde, war schon lange Zeit so. Ein wunderbarer, weiser Mensch.
Ich werde nach Geschichten in der Vergangenheit kramen, vielleicht interessiert Euch auch ein Video, dass ich gemacht habe, als eine Freundin Peter in der Aretinstraße länger über sein Leben befragt hat. Damals überlegte sie, ob sich aus seiner Biografie eine Sendung für “Lebenslinien” fürs Fernsehen machen ließe. Sie hat früher recht erfolgreich Drehbücher geschrieben. Ich muß jetzt erstmal checken, wie die Qualität der Aufnahme ist. Ich habe es damals nicht mehr angesehen, weil sich der Plan dann doch im Sande verlaufe hat,
Meine Gedanken sind bei Peter und bei Euch, herzliche Grüße.
Eva
P.S. Glückwünsche zum 3. Enkelchen!

Klaus (Karl-Gustav)
Liebe Claudia,
ich werde Peter als einen sanften, sehr klugen und altersweisen Menschen in steter Erinnerung wahren.
Lass mich gemäß Deiner Bitte eine kleine Geschichte um Charlotte und Peter erzählen.
Wir waren inmitten der Dreharbeiten zu der Fernsehserie “Hallo Spencer”, in denen Peter Podehl ein von ihm verfasstes Drehbuch inszenierte. Seine Ehefrau Charlotte verweilte, wie meist in jedem Jahr, ein paar Tage mit am Set. Sie saß inmitten des Studios in einem Regiestuhl direkt neben Peter, als dieser, von ihr nicht bemerkt, aufstand, um hinter den Kulissen etwas zu regeln. Vor ihren Stühlen war ein großer Röhrenmonitor aufgebaut, auf dem die produzierten Takes zur Abnahme vorgeführt wurden. Nach einer kleinen Weile setzte sich Joachim Hall, der den “Spencer” gab, in Peters Stuhl und wartete, wie alle anderen umsitzenden und stehenden Akteure, auf die Vorführung der soeben produzierten Szene. Alle anderen Beteiligten waren hinter Joachim und Charlotte, die noch nicht bemerkt hatte, das nunmehr Joachim neben ihr saß. Die jetzt startende Einspielung der zuvor gedrehten Szene ergriff Charlotte so sehr, dass sie, für alle Umstehenden sichtbar, Joachim Halls linke Hand nahm und diese fest drückte. Joachim wußte nicht, wie ihm geschah, aber spielte diesen Liebesbeweis amüsiert mit und wartete, wann denn Charlotte bemerken würde, wen sie da ergriffen hatte. Es vergingen die Sekunden und auch Peter stand nunmehr hinter den beiden und beobachtete das Geschehen.
Sein amüsierter Blick Richtung Charlotte war voller Sanftmut. Als sie nach gefühlt langem Moment ihren Blick Richtung Peter alias Joachim wandte, erschrak sie mit einem kleinen Aufschrei. Peter lachte, ging zu ihr und nahm sie liebevoll in den Arm.
Alles Gute
Euer Klaus Naeve

Achim
berichtet hierzu:
Klaus erzählt eine Geschichte, die mir noch sehr gegenwärtig ist, denn Charlottes Griff war doch so eindrucksvoll, dass ich ihn noch spüre, wenn ich den Vorgang erinnere… (Bin mir aber nicht sicher, ob es nicht doch der rechte Arm war?). Eindrucksvoll, weil ich so direkt fühlte, mit welcher Begeisterung  — für ihren Peter, seine Arbeit und die Akteure — sie teilnahm, wenn sie uns besuchte.
Und ich mochte seine Reaktion, sein gerührtes Lachen, die liebevolle Geste und seinen lakonischen Kommentar.
Lakonisch auch manche Regieanweisungen im Studio.
Beispiel:
P.P.: (unsicher, ob das Mikro wieder funktioniert, drum sehr laut)   Aaarbeeeeten !!!
Hans, Ü-Wagen (sehr laut, mit Rückkopplung):  Das Mikrofon geht wieder !!!!
P.P.: Wer sagt mir sowas – und soo?!
Hans: Ich.
P.P.: (sehr leise ins Mikro)  Ach, Hans !  …   Arbeeten!
Wilhelm (mit Elvis hinter der Spielleiste): Herr Podeeehel?!
P.P.: Arbeeten, Wilhelm!
Willi: (soll laut Drehbuch zwei Sprossen der Leiter erklimmen) Herr Podeeeehel !!!
P.P.: Mach mal, Wilhelm!
Willi: Herr Podeeehl, kann ich die Leiter ein Stück weiter…
P.P.: Mach mal, Wilhelm.
Willi: Dann könnte ich ein paar Sprossen mehr….Herr Podehl.
P.P.: Mach mal, Wilhelm.
Willi: …Und dann auf der anderen Seite …..
P.P.: Mach mal, Wilhelm.
Willi:  ….runterfallen, Herr Podeeehl  ?
P.P.: Mach mal Wilhelm.
Willi: (macht vor, klettert mit Elvis bis zum Gipfel der Klappleiter, fällt auf der anderen Seite sehr effektvoll mit Aufschrei abwärts)
Charlotte neben Peter lacht laut.
Willi: (stolz) Soo, Herr Podeeeehl!?
P.P. (kleine Pause, sehr lakonisch): Lass mal, Wilhelm.
Willi: Bitteeee???
P.P.: Lass mal, Wilhelm – (und leise zu Charlotte:) Heißt ja nicht “Die Leiter”, diese Folge….

Spencers Enkelgeschichten

Peter Podehl, der Spencer-Geschichtenerzähler

Peter Podehls Drehbücher
und seine Aufzeichnungen hierzu

Unfrisierte Gedanken
zur Folge “Aufräumen”
April 1980

Die Drehbücher eines Komikers
Grundsatzanweisungen an die Puppenspieler – zu den Folgen “Viele Wünsche”, “Gummibärchen-Transporte”, “Großes Aufräumen” und “Einsamkeit” und alle anderen Folgen
September 1980

Zu den Drehbüchern eines Komikers
von SpencerEnkel Jannik Graf – der weiß viel

Mut zur Arbeit
erste Aufzeichnungen zu den Folgen “Gesundheit” und “Galy und die Katastrophe”
Januar 1981

SpencerEnkel Maxens Gedanken zu Podehls Gedanken
von SpencerEnkel Max zu Podehls ersten Aufzeichnungen zu den Folgen “Gesundheit” und “Galy und die Katastrophe”

Der Sprachaufpasser fürs Deutsche und Puppenpoesie
Peter Podehls Präsentation
an der Dolmetscher- und Übersetzer-Universität S.Pio V in Rom
von 2006
Da gibt’s viel Wortspielereien und auch einen Bericht darüber, mit wem er die Folgen absprach, bevor er sie schrieb.

Wie alles anfing:
Lorenz Claussen berichtet vom TamS-Theater-Quatsch

Klaus Naeve berichtet, wie Spencer von Charlotte gestreichelt wurde

Armin Maiwald erzählt die 
Sache mit dem Du und “Macht doch, was ihr wollt”

Die SpencerEnkel stellen sich vor:

SpencerEnkel Maxi mit Knut Fingerhut

Der SpencerEnkel Janni

SpencerEnkel Sven